Nina – Episode 3: Feminosis

Wir redeten die ganze Fahrt über kein Wort miteinander, was wirklich untypisch war bei uns. Er hielt an einer Bushaltestelle vor dem Kino und ich konnte Lisa und zwei Jungs schon vor dem Eingang sehen. Keiner achtete auf uns, weil auch niemand außer Lisa unseren Wagen oder mich kannte – und die schaute nicht zu uns. Ich legte schon die Hand auf den Öffner der Tür und wollte etwas sagen, da sprach Papa zuerst: „Also … ich weiß du bist noch so jung, aber ich sehe, wie du erwachsen wirst, jeden Tag ein Stück. Auf der einen Seite gefällt es mir nicht, da du etwas von dem Teil ablegst, den ich so lieben gelernt hatte. Aber der andere Teil, der aus diesem entwächst … der berührt mich viel mehr. Heute war wieder so ein Tag, da spüre ich einfach, wie unglaublich ich dich liebe.“Ich sah meinen Papa offen an, solche Gefühlsausbrüche kannte ich von ihm gar nicht. Es war mir jetzt gerade überhaupt nicht unangenehm, dass er mir das sagte, auch wenn ich es zugegebenermaßen gar nicht richtig verstanden hatte. Ich liebte meinen Papa doch auch, da würde sich sicherlich nichts dran ändern, aber ich sagte das normalerweise nicht so … oder hatte es lange nicht mehr gesagt. Ich nickte jetzt langsam, dann lehnte ich mich einfach aus einer Eingebung zu ihm herüber und legte meine Arme um ihn: „Ich liebe dich auch Papa!“ Und dann küsste ich ihn kurz … zumindest sollte es nur ein kurzer Kuss werden, aber irgendwie löste ich mich nicht direkt wieder. Er tat auch nichts, um die eigentlich flüchtige Geste der Zuneigung zu unterbrechen. Es waren nur vielleicht so 3 Sekunden, aber als er sich dann langsam von mir löste und mir in die Augen sah, erschraken wir beide als wir erkannten, was wir in dem Moment gedacht haben. „Ich … muss los …“, stotterte ich und sprang so schnell aus dem Auto, das Papa nicht mal mehr irgendwas sagen konnte. Ich schlug die Tür zu, rannte über die Straße und irgendwas quietschte scharf neben mir, als ein Wagen unmittelbar vor mir zum Stehen kam. Panisch sah ich auf die Motorhaube des Autos das keinen Meter vor mir entfernt gehalten hatte. Ich hob halb entschuldigend halb erschreckt die Hand und rief irgendwas in die Richtung der Frau, die mich genauso geschockt vom Fahrersitz ansah wie ich sie.Natürlich hatten das alle möglichen Leute mitbekommen und auch Lisa und die zwei Jungs schauten zu mir herüber. Erst schienen sie einfach nur neugierig zu sein, dann wurde Lisa klar, wer da gerade fast überfahren wurde und ohne auf die beiden Jungs zu achten, rannte sie einfach los. Ich stand noch an der Straße und hatte kurz zum Wagen meines Vaters geschaut, der kreidebleich am Lenkrad saß und zu mir herüber starrte, als Lisa mich an der Schulter fasste: „Was um alles in der Welt war das denn gerade?“Ich schüttelte den Kopf, seufzte leise und musste das selbst erst mal verarbeiten, dann gab ich zu: „Bin einfach ausgestiegen, ohne auf den Verkehr zu achten.“Lisa sah kurz zu ihrem Onkel, also meinem Papa und winkte ihm zu. Dieser nickte nur, fuhr dann los und ließ mich meinem Schicksal ausgeliefert, welches gerade in der Gestalt von zwei Jungs auf mich zukam. Mein Blick strich kurz über die beiden und ich betete kurz ein Stoßgebet, dass ich den dunkelhaarigen abbekommen würde. Der Blonde trug eine schwarze Ed-Hardy Cappy falsch herum und seine Nase war so groß, dass sie sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog. Der andere Junge, schwarze Haare die –meiner Meinung nach – mit etwas zu viel Aufmerksamkeit gestylt waren, sah deutlich besser aus. Eigentlich sah er sogar recht gut aus, wenn man die Zahnspange einmal übersah. Ich selbst trug zwar auch eine, aber die lag innen an den Zähnen und so sah man sie eigentlich nicht – zumindest nicht, wenn ich nicht laut lachte und dabei den Mund aufriss. Wie ich befürchtet hatte, trat Lisa auf den dunkelhaarigen zu und lächelte ihn an, dann sah sie zu mir und ihr Blick ließ keinen Zweifel offen, dass es ihr leid tat, mich mit dem Blonden abspeisen zu müssen. Naja, ich würde mal warten wie er so drauf war. Zwar hatte mein Unterbewusstsein schon versucht ihn in eine Schublade zu stecken, aber dies war genau das, was Mama immer tat, und ich wollte nicht so denken wie sie. Also wartete ich bis Lisa sprach: „Also Jungs, das ist meine Cousine Nina. Nina, das sind Benny und Stefan.“ – wobei Stefan dann wohl mein Date war. Ich konnte ihm ansehen, dass er sein Glück kaum fassen konnte. Benny sah mich ebenfalls etwas überrascht an, lächelte mir dann aber zu und schien sich nicht im Geringsten wegen seiner Zahnspange zu schämen. Das fand ich mutig – zumindest mutiger als mich selbst, denn ich hatte sofort zugestimmt als Mama mit dem Vorschlag kam, meine eigene nach innen zu legen – und das tat ich nur aus dem einen Grund, weil ich mich schämte so ein Klammergestell in der Fresse zu haben. Benny kam freundlich rüber und irgendwie war ich sofort ein wenig neidisch auf Lisa, auch wenn ich den beiden zwei Dinge ansah: Erstens waren die beiden noch kein Paar, sondern dies hier war ein erstes Date. Zweitens hatte ich den Kopf gerade eh mit einem gewissen anderen Typen zu tun, der mich eben hier her gefahren hatte. Benny nahm mich zur Begrüßung einfach in den Arm: „Na, dann sind wir ja froh, dass du es noch geschafft hast.“, grinste er. Ich sah ihn zuerst fragend an, da ich davon ausging, dass er die Uhrzeit meinte. Ich war aber gar nicht zu spät und dann erst wurde mir klar, dass er eben meinen Stunt meinte. Ich musste tatsächlich offen lachen – was mir nie oft passierte. Er strahlte mich ebenfalls an, als sich Lisa demonstrativ zwischen uns stellte und etwas zu nachdrücklich offerierte: „Okay Benny, dann sollten wir jetzt mal los, damit wir noch Karten bekommen.“Er warf mir noch einen belustigten Blick zu und ich grinste in mich hinein. Wie auch immer, ich war nicht hier um Lisa ihr Date auszuspannen. Das würde ich ihr nicht antun. Außerdem hatte dieser Benny mit Lisa schon einen schönen Treffer ergattert. Lisa war ein echt süßes Mädchen, etwas zu jung meiner Meinung nach für ein Date, aber hey, sie wusste schon was sie tat – und das meinte ich nicht nur so, das war so. Meine Cousine hatte es teils Faustdick hinter den Ohren, was auch der Grund war, warum ich sie meistens überhaupt mitnahm. So viel krasses Zeug, was sie manchmal abzog, hatte ich in ihrem Alter noch nicht gebracht. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie einen großen Bruder hatte, der ihr was das anging in nichts nachstand. Stefan ging neben mir und warf mir immer wieder Blicke zu, die deutlich machten, dass er keine Ahnung hatte, wie er überhaupt mit mir reden sollte. Ich begann daher das Gespräch über Belanglosigkeiten und fand darüber heraus, dass Stefan auf eine Realschule in der Kreisstadt ging. Außerdem fuhr er Skateboard und war in einer Band – aber er gab offen zu, dass die nichts taugte. Alles in allem war das gar nicht so schlecht, wie ich anfangs befürchtet hatte. Lisa schleppte uns in eine romantische Komödie, die ebenfalls nicht so schlecht war, wie ich eigentlich erwartet hatte. Alles in allem war der Abend bis zur Hälfe echt gut … bis dann Benny und Lisa plötzlich anfingen neben uns rumzuknutschen. Erst ignorierte ich es gekonnt, aber nach und nach wurde das immer lauter und aufdringlicher, so dass ich den Film erstens nicht mehr wirklich mitbekam, und zweitens irgendwann die Hand von Stefan sich auf die meine legte. Ich betrachtete diese einen Moment, spürte wie seine Finger behutsam über meine Strichen und nahm meinen Arm dann weg. Er sah mich fragend an, als wäre es ein ‚No go‘ als Mädchen die Hand wegzuziehen, aber mein Blick machte ihm schnell klar, dass ich keinen gesteigerten Wert darauf legte, das was Lisa da mit Benny machte auf unsere Zweisamkeit auszudehnen.Ich bekam das Ende nur so halb mit, dann war der Film auch schon vorbei und wir verließen alle den Saal. Vor der Tür begannen Benny und Lisa innig herum zu schmusen und ich ahnte schon auf was das hier hinauslaufen würde. Mein Onkel hatte Lisa nur unter der Bedingung erlaubt mit Benny ins Kino zu gehen, wenn ich mitkommen würde. Wenn die beiden jetzt noch länger was machen wollten, dann müsste ich zwangsweise ebenfalls mitkommen. Es dauerte auch nur eine Minute, bis Lisa mir ihren besten Hundeblick präsentierte und ich seufzend abnickte. Es war heute Donnerstag und morgen war ganz normal Schule. Jetzt ging es auf 21 Uhr zu und länger als eine Stunde würden wir kaum mehr machen, ehe mein Onkel uns abholte und nach Hause fuhr. Die Frage die nun aber aufkam war, wohin wir gehen sollten. Es gab hier am Kino und darum herum ne Menge Möglichkeiten, aber erstens kostet das alles auch ne Menge Geld und zweitens schien Lisa auch nicht unbedingt Lust zu haben, sich in ein Straßencafé zu setzten.Als Stefan schließlich vorschlug, wir könnten noch zu ihm gehen, weil er hier direkt um die Ecke wohnte und seine Eltern eh gerade nicht da waren, hatte niemand was dagegen. Selbst ich nicht mehr, denn ich war mir sicher zwischen mir und Stefan war alles soweit geklärt. Wir mussten nur zwei Blocks weiter gehen, betraten dann ein moderneres Wohnhaus und fuhren mit dem Fahrstuhl in die 5 Etage – die letzte. Unterm Dach hatten die Eltern von Stefan ein schönes Reich geschaffen und er selbst spielte den guten Gastgeber. Während wir uns im Wohnzimmer tummelten und Stefan uns etwas über die Skulpturen erzählte, die hier überall herumstanden – hatte seine Schwester Lara wohl im Kunststudium hergestellt. Ein paar wirkten einfach nur hübsch, andere ein wenig durchgeknallt und wieder andere berührten irgendwas in mir. Dabei waren es nicht alles nur Figuren aus einem Material, wie Ton, Stein, Holz oder Metall – nein, es gab hier alles und sie waren interessant. Während Benny und Lisa schon auf dem Sofa begonnen hatten kichernd herumzuknutschen, betrachtete ich einen Engel aus blank poliertem Metall. Er war so silbern und sein Gesicht eine konturlose Fläche, dass man sich darin spiegeln konnte. Einen Moment sah ich mich selbst in dem Gesicht und genau das hatte die Künstlerin wohl auch beabsichtigt. Ich blieb einen Moment voller Ehrfurcht vor dem Engel stehen, der jetzt mein Gesicht trug und mich staunend anblickte. „Deine Schwester ist n Genie, Stefan.“„Danke!“, hörte ich hinter mir eine weibliche Stimme die sicherlich nicht die von Stefan war. Ich fuhr herum und sah aus den Augenwinkeln, dass auch Lisa und Benny jetzt erst bemerkt hatten, dass wir nicht mehr allein im Raum waren. Sie zuckten zumindest zusammen und schauten sich überrascht um. Stefan seufzte und lächelte dann verlegen der jungen Frau zu, die bereits mitten im Zimmer stand und sich lächelnd umsah: „Hey Lara … das sind Nina und Lisa … Benny kennst du ja.“Die Frau trat zu ihrem Bruder, griff sich seine Cola, zwinkerte ihm zu und trank einen Schluck, ehe sie ihm diese wieder gab. „Was machst du hier?“, fragte Stefan seine Schwester etwas irritiert, es war aber trotzdem klar, dass er sich freute sie hier zu sehen. „Bin mit Nick mal rauf gefahren um zu sehen, was mein kleiner Bruder hier so treibt.“, lächelte sie amüsiert und erst jetzt fiel mir ein junger Mann auf, der noch lässig in der Tür stand und uns beobachtete. „Und ehrlich?“, fragte Stefan nach.Lara seufzte: „Nick braucht meine Kamera, darum hat er mir angeboten mich jetzt schon hier her zu fahren, so dass ich mir die Zugfahrt sparen kann. Also bin ich schon jetzt hier, oder störe ich dich bei deinem …“, sie blickte auf mich und versuchte wohl die Situation zu erfassen: „… Date?“Stefan blickte mich entschuldigend an, aber er konnte ja nichts dafür was seine Schwester dachte und außerdem sah es schon so aus, das ich mit ihm hier war: „Nein … nein. Nina ist die Cousine von Lisa und wir waren nur alle zusammen im Kino.“„Aha …“, kommentierte Lara und musterte mich genauer, schließlich drehte sie sich herum und rempelte ihren Bruder leicht mit den Worten an: „Dann leg dich mal ins Zeug, die ist doch süß.“Obwohl sie fast geflüstert hatte, hatte ich sie hören können. Stefan sah mich verzweifelt an und ich versuchte mit einem Lächeln diese leicht peinliche Aktion etwas zu entspannen. Es half auch irgendwie, denn Stefan entspannte sich sogleich etwas. Lara verließ die Wohnung ein paar Minuten mit ihrer Begleitung, dann kehrte sie ohne Nick wieder zurück und ging durch das Wohnzimmer in den Flur – dabei sah sie zu mir und lächelte mich an. Ich grinste ihr zu und als würde ihr meine Reaktion etwas sagen, blieb sie einen Moment stehen, sah sich im Raum um und wandte sich mir zu. Mit langsamen Schritten kam sie auf mich zu und blieb einen Meter vor mir stehen: „Also Nina … du interessierst dich für Kunst?“Ich schüttelte den Kopf: „Eigentlich nicht.“„Für was dann?“, erkundigte sich Lara und betrachtete mich intensiv, so dass ich mich plötzlich irgendwie leicht unwohl fühlte. „Also … eigentlich … hab ich jetzt nicht so die besonderen Interessen. Ich mach n bisschen Sport, aber das ist mehr so n Hobby.“, erklärte ich zögerlich.„Also ein ungeschliffener Diamant, was?“, grinste sie und trat noch einen Schritt auf mich zu, wäre fast gegen mich gelaufen schwenkte aber irgendwie noch herum und nur ihr Arm streifte mich leicht an der Schulter, während sie an mir vorbei ging, und sich zu dem Engel hinunterkniete. Er hatte dieselbe Höhe – ja sogar dieselbe Figur wie Lara. „Er gefällt dir?“, fragte sie neugierig, während sich nun ihr Gesicht auf dem des Engels spiegelte.„Ich … weiß nicht.“, gab ich unsicher zu und Laras Spiegelbild wirkte nun etwas enttäuscht. Ich räusperte mich und sprach dann leiser: „Also … gefallen ist nicht das richtige Wort. Er fasziniert mich … auch dass man sich nur im Gesicht spiegelt. Es macht die Figur irgendwie … geheimnisvoll … ein bisschen bedrohlich, als würde er dir deine Seele klauen wollen.“Lara drehte den Kopf zu mir, sah mich mit zusammengekniffenen Augen an und schwieg. Zuerst glaubte ich sie beleidigt zu haben, aber schließlich erhob sie sich und trat dicht vor mich. Sie sah mir in die Augen und lächelte dann geheimnisvoll: „Genau das hab ich gedacht, als ich mich das erste Mal in ihrem Gesicht gesehen habe.“„In ihrem?“, erkundigte ich mich neugierig.Lara grinste kurz zu dem Engel und zuckte dann mit dem Schultern: „Um ihre weiblichen Vorzüge herauszuarbeiten, hatte ich nicht mehr genug Material.“, dann sah sie wieder zu mir und ihr Blick fuhr kurz an meinem Hals herunter: „Aber du bist ja das beste Beispiel dafür, dass man Schönheit nicht unbedingt an solchen Dingen festmachen kann, hmm?“Ich starrte Lara an, wusste nicht ob ich das gerade als Kompliment oder Beleidigung hätte sehen sollen. Da sie mich jedoch freundlich anblickte, sagte mir irgendwas, dass es wohl doch als Kompliment gemeint war … aber es war so mit Zuckerbrot und Peitsche – schon nett, aber auch irgendwie gemein.Lara verdrückte sich dann gleich darauf, so dass wir anderen wieder allein waren. Ich blickte Stefan an, der sofort zu mir eilte und schon eine Entschuldigung für Laras Worte hatte. Ich winkte nur ab, da ich langsam wirklich dachte, dass sie es nicht böse gemeint hatte.‚Schönheit‘, grinste ich in Gedanken und hörte nur halb hin, was Stefan mir über Lara erzählte, dass sie ganz schön schwierig sein konnte, aber sie eigentlich echt super war. Benny und Lisa hatten es irgendwie wieder in die Horizontale geschafft und nachdem Lisa vorschlug morgen zusammen zum See zu fahren, stimmten wir alle zu – auch ich, nachdem ich nach einem Blick auf Stefan sah, dass ihm klar war, dass wir auch dann nur ‚Freunde‘ sein würden. Mein Onkel holte uns ab, fuhr erst Benny, dann mich nach Hause. Ich blickte nun doch immer verstohlen zu den Beiden die viel zu vertraut miteinander umgingen, als dass sie erst eben wirklich zusammen gekommen waren. Übrigens war das einfach so passiert … niemand hatte irgendwie gesagt, dass sie das jetzt wirklich waren. Man sah es ihnen einfach an. Viel zu schnell, als dass ich mir weitere Gedanken machen konnte, stand ich plötzlich schon allein an der Straße vor meinem Elternhaus. Ich sah den Wagen meines Onkels noch um die Ecke biegen und fühlte mich irgendwie plötzlich allein. Morgen würden wir also nach der Schule zum See fahren und vielleicht würde ich dort jemanden von letztens wieder sehen. Wie dem auch sei, der Typ hatte sich bei mir bisher nicht wieder gemeldet und ich legte auch keinen besonderen Wert darauf, ihn morgen dort wieder zu sehen. ‚Mein erster Kuss‘ – dachte versonnen und trat durch das Gartentor zu unserem kleinen freistehenden Haus. Mit dem Schlüssel öffnete ich die Tür und zog mir die Schuhe mit den Füßen aus, trat sie einfach in Richtung der anderen Schuhe und ging ins Wohnzimmer. Papa saß auf dem Sofa und sah eine seiner Netflix Serien. Ich hob die Hand und winkte ihm zu, dann ging ich einfach zu ihm und ließ mich neben ihm aufs Sofa fallen. Augenblicklich fiel mir der Kuss von vorhin wieder ein und ich hoffte, er würde das gleich nicht noch ansprechen. Tatsächlich aber griff er nach der Fernbedienung und pausierte die Serie, ehe er sich zu mir umsah und fragte: „Und wie war der Film?“„Nett“, antwortete ich einsilbig. „Nett?“, fragte er lächelnd und hakte nach: „Und dein Date?“Ich seufzte genervt auf. „So schlimm?“, fragte er nach.Ich schüttelte den Kopf: „Nein, aber … er ist mal so gar nicht mein Typ.“„Tja, sowas passiert … war es trotzdem nett?“, erkundigte er sich. Ich nickte: „Ja, sonst war ok. Lisa hat den ganzen Abend mit ihrem Typen rumgeknutscht.“„Lisa? Unsere Lisa?“, lachte er ungläubig auf.„Oh ja … unsere Lisa.“, lächelte ich und wohl ohne darüber nachzudenken, legte er einfach den Arm um mich und zog mich an sich heran. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und starrte zum Bildschirm: „Mach wieder an, ich bin zu Müde um jetzt noch zu denken.“Papa seufzte, griff nach der Fernbedienung und seinem Bier und benutzte beides. Die Serie handelte von irgendwelchen Monstern und ich fand es nicht wirklich toll. Tatsache aber war, dass ich auch einfach zu müde war und ich eh nichts mehr mitbekam. Als ich aufwachte, war ich nicht mehr im Wohnzimmer. Das Licht des Weckers auf meinem Nachttisch machte mir klar, dass ich im Bett lag. Ich strich mir mit dem einen Fuß über das andere Bein und spürte, dass ich keine Hose mehr trug. War ich so müde gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass Papa mich ins Bett gebracht hatte. Ich setzte mich auf, rieb mir die Augen und versuchte die Anzeige auf der Uhr zu erkennen. „5:32“, bemerkte ich und seufzte. Müde war ich nicht mehr, aber ich musste mal – was auch der Grund war, dass ich aufgewacht war. Also erhob ich mich und stellte fest, dass ich immer noch mein T-Shirt und meine Unterhose trug … und einen Socken. Ich erinnerte mich plötzlich, dass ich doch irgendwie halb mitbekommen hatte, dass ich ins Bett gegangen war. Ich glaubte sogar mir selbst die Hose ausgezogen zu haben. Ach ja … und die Flasche Bier meines Vaters hatte ich auch noch ausgetrunken – was er gar nicht so witzig fand.Ich ging also zum Klo, machte mein kleines Geschäft und schlenderte dann wieder zurück zu meinem Zimmer, welches mich auch am Schlafzimmer von meinen Eltern vorbeiführte. Einen Moment blieb ich an der Tür stehen und starrte sie an. Damals war ich immer morgens wenn ich wach wurde zu meinen Eltern ins Schlafzimmer gegangen und hatte mich zwischen sie gelegt. Das war für mich Ewigkeiten her, aber ich spürte das Gefühl der Geborgenheit welches mich umschloss auch jetzt noch so intensiv, dass ich kurz erschauderte. Immer noch stand ich vor der Tür, dann drückte ich einfach die Klinke herunter und betrat den dahinterliegenden halbdunkeln Raum. Papa hatte eine Jalousie nicht ganz zugezogen und da es schon dämmerte, konnte ich nun seine Schemenhaften Umrisse unter der Bettdecke ausmachen. Plötzlich regte er sich und seine verschlafene Stimme erklang: „Schatz … was ist los? Alles okay?“„Ja …“, flüsterte ich und blieb an der Tür stehen. „Was ist denn los?“, erkundigte er sich träge.„Kann nicht mehr schlafen.“, erklärte ich und trat auf das Bett zu. Dann, wie früher, zog ich mich einfach vom Fußende darauf und kletterte hoch, so ich mich einfach unter die Bettdecke kuschelte. Alles wie früher – und wieder doch nicht. Einerseits war da das Fehlen der zweiten Person und andererseits war ich keine 7 Jahre mehr alt.Papa drehte sich zu mir und ich sah das schwache Funkeln seiner Augen als er mich neugierig anblickte: „Mäuschen, was hast du?“„Kann ich hier schlafen?“, fragte ich – wie ich es auch früher immer gemacht hatte. Damals war es meistens okay gewesen, bis Mama irgendwann fand, dass das einfach nicht mehr gehen würde, weil ich ja jetzt ein ‚großes Mädchen‘ war. Papa aber lächelte nur, legte einen Arm um mich und zog mich dicht, mit dem Rücken an sich heran. Sofort schloss ich die Augen, als ich die Wärme hier unter der Bettdecke spürte. Dieselbe Geborgenheit wie damals – aber … irgendwie war da auch noch was anderes … etwas was es damals sicherlich nicht gegeben hatte. Papas Arm lag einfach über meiner Seite, seine Hand irgendwo in den Falten der Bettdecke vor mir. Ich streckte meine Hand aus, fand die seine und zog diese fest an mich heran, als würde ich sicherstellen wollen, dass er sie nicht einfach wieder wegnehmen würde. So lagen wir lange einfach nur nebeneinander während ich langsam anfing mir wieder Gedanken zu machen. Ich dachte an Lisa, lächelte leicht als ich mir vorstellte, wie glücklich sie jetzt wohl war. Vermutlich würden sie einfach den ganzen Tag heute am See herumknutschen und mich und Stefan unserem Schicksal überlassen. „Ich gehe nach der Schule an den See, komm dann erst zum Abendessen nach Hause.“, flüsterte ich leise. Papa raunte ein leises: „Okay“, und drückte mich sanft an sich. Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl der Nähe und Wärme um mich herum. In diesem traumhaften – von Nestwärme eingehüllten Zustand – schlief ich schließlich doch wieder ein und wachte erst auf, als eben dieser Zustand nicht mehr war. Verschlafen drehte ich mich um und sah wie Papa vor dem Schrank stand und sich eines seiner Hemden herausnahm. Ich drückte meinen Kopf in das Kissen, auf dem er geschlafen hatte und atmete tief ein. Es roch nach ihm und ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass ich das hier öfters haben wollte. Wie konnte ich als Kind nur auf diese Geborgenheit verzichten? Ach ja … Mama. Aber Mama gab es nicht mehr –zumindest nicht mehr hier. Also sah ich zu Papa und betrachtete, wie er sich an der Schrankwand eine Krawatte aussuchte, während ich mich fragte, ob er etwas dagegen haben würde, dass ich morgen einfach wieder in der Nacht zu ihm kommen würde.Wieder drückte ich mein Gesicht in das weiche Kissen und nahm den intensiven Geruch in mich auf, welchen ich schon als kleines Kind so gemocht hatte. Als ich wieder hoch sah, hatte sich Papa herumgedreht und sah mich an, lächelte leicht und trat dann auf mich zu. Ich rutschte ein bisschen zurück, damit er sich neben mich setzten konnte, was er auch tat, ehe er mir durch die Haare strich und mit der Hand zärtlich auf meiner Wange verharrte: „Morgen Mäuschen, alles wieder gut?“Ich nickte: „Es war nie was schlecht, oder?“„Ich dachte nur, weil du gestern so … anhänglich warst, dass dich zumindest irgendwas beschäftigt hatte.“, bemerkte er. Ich schüttelte den Kopf: „Nein, mir geht’s gut. Schön dass ich hier schlafen konnte … es war … herrlich.“Er lächelte versonnen, nickte und wollte etwas sagen – das konnte ich ihm deutlich ansehen. Durch die Art wie er mich nun ansah, war mir auch klar, dass es eher etwas Negatives sein würde, also würde er wohl oder übel jetzt mit der ‚großes Mädchen‘ – Kacke kommen. Ich kam auf die Knie, so schnell, dass er nicht mal ein Wort herausbekam, von dem was immer er auch sagen wollte. Dann nahm ich ihn einfach in den Arm und küsste ihn auf die kratzige Wange: „Ich liebe dich, Papa!“Dann schwang ich mich vom Bett, ließ ihn einfach sitzen und sprang aus dem Zimmer. Er rief nicht nach mir und ich war froh, dass er es nicht tat. Ich ging eigentlich fest davon aus, dass er nicht noch einen Versuch unternehmen würde, mir zu verbieten morgen noch einmal vorbei zu schauen. Aber als ich frisch geduscht und angezogen – sogar mal im Rock – zum Frühstück kam, sah er mich gleich schon wieder mit diesem Blick an. „Setz dich mal …“, erklärte er ernster und sofort wurde mir klar, dass ich diesmal nicht darum herum kommen würde. Ich setze mich und starrte einen Moment auf den Teller, ehe er sich einen Kaffee aus der Maschine nahm und sich gegenüber von mir setzte. Unsicher warf ich ihm einen Blick zu und er sah ebenfalls so aus, als würde er sich nicht wohl dabei fühlen, über dieses Thema mit mir zu sprechen. „Also, Schatz … ich bin heute Abend unterwegs. Du musst dir selbst Abendessen machen.“, erklärte er dann. Ich sah ihn an, legte den Kopf schief und fragte mich, was daran jetzt so schlimm sein sollte. Ich war ja wohl alt genug, dass ich mir eben selbst was zu Abend machen konnte. Selbst ne Pizza würde ich mir backen können, sicherlich besser als Papa selbst. Okay – in der letzten Zeit wo wir allein wohnten, wurde er was das Kochen anging – immer besser. Plötzlich machte ich große Augen und mir wurde klar, was er mir eigentlich sagen wollte. „Du … gehst aus?“, fragte ich überrascht.Er nickte: „Ja, Monika, du kennst sie von der letzten Firmenfeier, die Braunhaarige mit dem blauen Kleid die dir ihr Tombola Ticket geschenkt hatte.“Ich nickte: „Ja, hab n Regenschirm gewonnen.“, kommentierte ich und unterdrückte das Verlangen mit der Hand so zu tun als würde ich ihn jetzt öffnen wollen. Für solche Witze war ich gerade gar nicht mehr zu haben: „Also … geschäftlich, oder … privat?“„Privat.“„Nein!“, sagte ich ernst.Papa zuckte regelrecht zusammen und mir war klar warum. Es war auch klar, warum er so Probleme hatte mir zu sagen, dass er sich ausgerechnet mit ihr treffen wollte. Sie war der Grund, warum meine Mama ausgezogen war. Zumindest sah sie selbst das so. Papa hatte mit ihr eine kurze Affäre gehabt, das aber meiner Mama gestanden und diese beendet. Ich weiß nicht warum, aber ich war nicht mal wütend auf Papa gewesen. All die Monate davor, hatten sich Mama und Papa nur noch angemotzt – wegen Kleinigkeiten. Mal war es nicht sauber genug im Haus, mal lief der Fernseher beim Essen, oder eben nicht … all so blödes Zeug. Es war nicht die Affäre gewesen die meine Eltern auseinander brachte. Dies war nur der Tropfen, der das Fass schließlich zum Überlaufen brachte, das hatte ich auch schon in meinem Alter erkannt. Auch wenn ich ihm damals nicht die Schuld an allem allein gab, so fand ich es mehr als nur unpassend, dass er sich jetzt nochmals mit ihr traf. Jedoch war mir selbst klar, dass es nicht nur daran lag, dass es diese Frau war, sondern irgendwie gestand ich mir schon jetzt eine leichte Eifersucht ein. Wobei … war die noch leicht?„Ich … also, wir werden nur zusammen zu Abendessen und dann jeweils allein wieder nach Hause fahren. Da wird nichts passieren, was … also …“„Triff dich einfach nicht mit ihr. Sie ist … mir nicht geheuer. Außerdem, was willst du von ihr, du hast damals gesagt, dass es nur ein Ausrutscher war und du sie eigentlich gar nicht leiden kannst.“, sagte ich aufgebracht. Papa seufzte und nickte dann: „Ja das stimmt auch, aber wir … haben uns die letzten Wochen ein bisschen angefreundet und …“„Wofür brauchst du die überhaupt?“, platzte es aus mir heraus. Papa sah mich irritiert an, dann seufzte er: „Mama trifft sich auch wieder mit anderen, ich will nun mal nicht allein …“„Du hast doch mich … oder reiche ich dir nicht?“, griff ich an. Es war unfair, aber das war mir jetzt egal. Papas Blick wurde – wie immer wenn ich ihm mit solchen trotzigen Argumenten kam – traurig und ich fühlte mich sofort wie ein kleines unartiges Kind. Er beugte sich über den Tisch, streichelte mir über mein Haar und flüsterte: „Du wirst immer meine Nummer 1 sein, egal mit wem ich irgendwann einmal zusammenkommen werde.“Ich lehnte mich demonstrativ zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, dann wiederholte ich das Wort: „Zusammenkommen“, so gedehnt, dass mein Papa sich langsam wieder zurückzog und sprach: „Nina … was denkst du denn, dass ich nach Mama niemals wieder jemandem bei mir haben werde? Natürlich sehne ich mich nach jemandem, mit dem ich etwas unternehmen kann, abends zusammen ausgehe und … auch mein Bett teilen werde.“„Kannst du auch mit mir alles machen …“, platzte es wütend aus mir heraus und wir starrten uns an. Papa begann leicht zu lächeln und seufzte dann resigniert: „Dir ist doch klar, dass das heute Nacht nicht das war, was ich unter ‚Bett teilen‘ verstehe.“ Ich sah ihn grimmig an, hatte Lust ihm jetzt einmal dazu meine Meinung zu geigen, aber ich besann mich gerade noch rechtzeitig, ehe ich mich noch in Rage in etwas hineinmanövrierte, das ich hinterher bereuen würde. Denn wie man es auch drehte und wendete – realistisch gesehen, waren diese Gefühle für Papa die ich in der letzten Zeit hatte nichts, was in irgendeiner Art und Weise eine Zukunft haben konnte. Sicherlich waren diese einfach nur der Tatsache geschuldet, dass ich letztens das erste Mal erfahren hatte, wie es sein konnte begehrt zu werden. Anstelle nun also etwas zu sagen wie: „Könnte ja noch werden …“, griff ich nach meinem Brot und tat das einzige, von dem ich wusste, dass es Papa echt verletzte – und ich wollte, dass er verletzt war. Ich war es schließlich auch. Also ging ich ohne ein Wort aus dem Haus und schlug die Tür hinter mir zu – strafte ihn mit lautloser Verachtung.Die Schule war heute einfach nur mies und ich konnte selbst meinen Lieblingsfächern nichts abgewinnen. Lisa sah ich nur in den Pausen, da sie in die Klasse unter mir ging. Sie freute sich wenigstens auf den Tag am See. Ich selbst war irgendwie nicht mehr so begeistert, ließ es aber auf mich zukommen, da ich mir den Tag nicht schon jetzt verderben wollte. Nach der Schule ging es dann auch direkt zum See. Mit dem Bus wären es nur ein paar Stationen, aber Lisas Mama, also meine Tante – die Schwester meiner Mutter – holte uns von der Schule ab, versorgte uns mit Obst, Brötchen und Limonade. Erst am See trafen wir dann Benny und Stefan – der zu meiner Überraschung auch direkt seine Schwester mitgebracht hatte. Sie saß zwar etwas abseits von uns, aber nicht so weit weg, dass man nicht mit ihr hätte reden können. Lara – so wurde mir erst jetzt klar, war auf ihre eigene Art hübsch. Sie hatte nichts von dem an sich, was ihrem Bruder so unattraktiv wirken ließ. Im Gegenteil schienen ihre kleinen besonderen Charakteristiken sich in einander einzufügen. Sie war keine Schönheit, aber hübsch. Ich setzte mich mit Lisa zwischen die Jungs und Lara, so dass unsere Badetücher auf dem Boden eine lange Reihe bildeten und Lara jetzt doch dazu gehörte. Benny und Lisa liefen zusammen – nachdem sie erst einmal herumgeleckt hatten – zum See und verschwanden im Wasser. Stefan setzte sich auf Lisas Handtuch und wir begannen ein unverfängliches Gespräch, wo auch Lara bald einstieg. Zusammen schlossen wir uns wenig später den beiden Turteltauben an und während wir im Wasser rumblödelten, schwamm Lara los und kam erst einmal nicht wieder zurück. Der See war schon groß, sicher 150m bis zum anderen Ufer. Als ich irgendwann schaute wo sie war, konnte ich sie auf Grund der anderen Menschen hier nicht mehr sehen. Es war einfach zu viel los. „Sag mal, warum gibt Lara sich denn mit uns ab? Hat sie keine Freunde?“, fragte ich Stefan und dieser blickte mich etwas betroffen an: „Doch schon, aber … sie wohnt nicht mehr hier. Sie studiert in Freiburg und eigentlich wollte sie mitkommen, um mal einen Tag was mit mir zu machen.“Ich nickte, dann sah ich mich wieder um und betrachtete Lisa, die gerade von Benny hochgehoben wurde und eine Sekunde später kreischend durch die Wasseroberfläche brach. Sie tauchte auf, schüttelte sich und stürzte sich gleich darauf auf ihren neuen Freund und schon waren die beiden wieder in ihrer eigenen Welt. Ich beschloss mich an den Strand zu legen und den Rest des Nachmittags einfach rumzugammeln. Leider kam ich nicht dazu, denn irgendwann zog sich er Himmel voller dunkler Wolken und aus der Ferne hörten wir ein tiefes bedrohliches Donnergrollen. In der Richtung aus der es kam, frischte plötzlich Wind auf, und ein paar Böen fegte Bälle, Badetücher und Kleidungstücke über den Sand. Ich selbst bekam so heftig Sand in die Augen, dass ich eine Minute damit beschäftigt war, diesen wieder heraus zu waschen.Fast unmittelbar fingen die Menschen an die Sachen zu packen und auch wir schlossen uns an, unser Lager zu räumen. Da die Jungs mit Rädern hier waren, machten sie sich schnell vom Acker. Wir würden den Bus nehmen müssen, jedoch bot Lara an uns mit dem Auto ihrer Mama nach Hause zu fahren, wenn wir wollten. Lisa fragte, ob Lara sie auch bei Benny rauswerfen könnte, was sie natürlich tat. Sie fragte auch, ob ich noch mitkommen wollen würde, aber als ich ablehnte, waren wir wohl beide froh darüber. Ich wollte auch nicht ernsthaft bei Benny im Zimmer sitzen und den beiden zusehen wie sie sich anschmachteten und sich mit Blicken gegenseitig auszogen. Sollten sie ruhig ihre Ruhe haben und es nicht nur bei Blicken belassen. Ihre Verabschiedung war herzlich, auch wenn Benny sicher noch 20 Minuten vom See mit dem Rad brauchen würde. Lara fuhr wieder los, nachdem ich mich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte. Erst nach ein paar Minuten wurde mir klar, dass wir gar nicht zu mir nach Hause fuhren und erst dann, dass Lara überhaupt nicht wusste, wo sie mich hätte hinfahren sollen. „Ähm, wohin fahren wir?“, erkundigte ich mich etwas irritiert, als mein Handy plötzlich begann zu klingeln. Ich nahm es und sah: „Papa“, auf dem Display und nahm ab, nachdem Lara mir zuzwinkerte: „Ich wollte dir mal was zeigen.“„Papa?“, meldete ich mich und hörte seine besorgte Stimme: „Hey Schatz, bist du noch am See?“„Nein, gab ein Unwetter und Lara fährt mich gerade nach Hause.“, erklärte ich ihm.„Wer ist Lara?“„Stefans Schwester.“„Wer ist Stefan?“„Mein ‘Date‘ vom Kino gestern. Hab ich dir doch erzählt, dass ich mit denen zum See fahre.“, erklärte ich leicht genervt und schaute zu Lara, die aber nicht weiter auf mich zu achten schien und angestrengt auf die Straße blickte. Es wirkte nicht so, als würde sie oft Autofahren. Ein eigenes schien sie schon mal nicht zu haben, wenn sie normalerweise mit dem Zug nach Freiburg fuhr. „Ach ja … genau. Und Lisa? Ist sie bei dir?“, erkundigte er sich. „Nein, sie war eben bei mir, aber wir haben sie schon abgesetzt.“, beruhigte ich auch diese Sorge. „Gut, also kommst du nach Hause, ja? Hier schüttet es schon in Strömen.“, bemerkte Papa.„Nein, später, Lara wollte mir noch was zeigen, dann komm ich nach Hause.“, erklärte ich und Papa seufzte leise: „Ich habe gehofft, dass wir uns nach heute Morgen noch mal sprechen würden.“„Erwartest du, dass ich dir Absolution erteile? Vergiss es!“, blaffte ich ihn durchs Telefon an. Dann schwiegen wir beide und sofort tat es mir leid, ihn wieder so angemacht zu haben. Aber er sollte sich nicht mit der blöden Kuh treffen: „Wir sehen uns morgen früh ja noch, also bis dann. Viel Spaß!“Die letzten zwei Worte kamen bissiger hervor, als ich wollte, dann legte ich einfach auf. „Dein Vater?“, fragte Lara lächelnd ohne von der Straße aufzusehen.Ich nickte: „Ja …“„Stress?“, erkundigte sie sich.„Nein … nicht wirklich. Also … eigentlich gar nicht. Wir verstehen uns eigentlich super, aber …“, ich dachte kurz nach, ob ich Lara das einfach alles erzählen sollte. Also Grundsätzlich über meine Familienverhältnisse. Ich schwieg lange genug, dass sie nachfragte: „Väter halt?“Ich dachte darüber nach, dann schüttelte ich den Kopf: „Nein, er … hat n Date heute Abend. Das erste seit Jahren. Das erste Mal überhaupt seitdem ich denken kann.“Lara warf mir einen kurzen Blick zu und ich erklärte: „Meine Eltern leben nicht mehr zusammen.“„Oha … eifersüchtig?“, erkundigte sie sich und ich zuckte erschrocken zusammen. Mit offenem Mund starrte ich sie an und fragte mich, woher sie wissen konnte …. Moment! Nein, sie meinte eine andere Art von Eifersucht – eine Art, die ich sicher auch empfand, die aber nicht in diesem heißen – allem verzehrendem – Feuer in meiner Brust brannte. Ich schloss den Mund und nickte: „Ja, schon möglich.“Lara nickte und bog plötzlich von der Straße ab, fuhr eine Einfahrt hoch und parkte vor einem Gebäude, das ich kannte. Es war eines der Museen, die es in unserer Stadt gab, aber ich hatte es schon Jahre nicht mehr betreten. Irgendwann waren wir mal mit der Grundschule hier, als es eine Ausstellung von irgendeinem Künstler gab – weiß nicht mal mehr welcher es war.„Du … willst mir ein Museum zeigen?“, fragte ich irritiert.Lara lächelte mich etwas verlegen an, dann gab sie zu: „Naja, schon. Aber wenn ich ehrlich bin, wollte ich selbst gehen und … hab gedacht allein wäre es doch doof, oder?“Ich sah sie an, versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, ob sie sich jetzt über mich lustig machte. „Naja, ich kann dich auch jetzt nach Hause fahren, aber ich dachte, du hast eh nix vor. Ich zahle auch und n Kaffee geht auch auf mich.“, lächelte Lara jetzt unsicher und ihr Blick wirkte etwas flehend. „Ich verstehe nur nicht, dass du mich fragst. Kennst du niemand anders der mit dir gehen würde? Dein Bruder vielleicht?“, fragte ich neugierig. Lara lächelte noch unsicherer: „Ja, aber er … hat nicht so den Blick für Kunst wie du.“„Du meinst, weil ich den Engel so schön fand?“, vermutete ich. Die junge Frau nickte mir zu. „Aber … Museen sind langweilig. Die Skulptur von dir fand ich schön, aber ich glaube nicht, dass mir das da drinnen gefällt.“, seufzte ich.„Das wäre aber ein Widerspruch.“, lächelte sie verlegen.Ich sah sie fragend an: „Warum?“„Weil …“, sie zeigte auf eines der Plakate die dort hingen: „ … das hier meine Ausstellung ist.“„Was?“, fragte ich verblüfft und starrte das Plakat an. Darauf war zu lesen:Ausstellung: „Feminosis“Vom 22.06 bis zum 06.08Von Lara BechtelEin paar Regentropfen schlugen auf der Windschutzscheibe auf und Lara seufzte: „Die Ausstellung beginnt erst Montag, aber ich habe einen Schlüssel. Ich habe mich bisher noch nicht getraut reinzugehen und nachzusehen, wie sie alles aufgebaut haben. Ich dachte, wenn du meine Skulpturen eh schon schön fandest, wirst du vielleicht auch den Rest schön finden. Hoffe ich zumindest. Ein bisschen Zuspruch würde mir guttun.“, gab sie nervös zu.„Du warst da noch nicht drin?“, erkundigte ich mich ungläubig. Lara schüttelte den Kopf: „Nein, nicht seitdem die Ausstellung steht. Vor zwei Wochen habe ich mit ausgeladen. Aber dann musste ich zurück nach Freiburg.“„Bist du denn so gut, dass du in einem Museum ausstellen darfst?“, fragte ich sie einfach dreist.Lara grinste plötzlich unbeholfen: „Naja … also eigentlich war etwas anderes geplant, aber der Künstler ist verstorben und die Ausstellungsstücke stehen irgendwo in der Schweiz und niemand weiß, wem die jetzt gehören – beziehungsweise wen man fragen sollte, ob man diese jetzt für die Ausstellung haben darf. Es ist ja auch nur ein Gebäudeteil in dem meine Exponate ausgestellt werden. Also alles halb so wild. Das Museum trat an die Stadt heran, ob man denn helfen könnte die Exponate aus der Schweiz zu holen – praktisch dafür zu Bürgen. Aber das war der Stadt zu gewagt, da es da ein paar Dinge gab, die mehrere Millionen Euro teuer waren. Daher hat der Stadtrat – der zufällig mein Vater ist – einen anderen Vorschlag gemacht. Und jetzt sehe ich hier und pinkele mir vor Angst in die Hose, wenn ich an die Presse denke, die mich am Montag auseinandernehmen wird.“„Glaubst du?“, fragte ich nach.Lara sah mich unglücklich an: „Ja, eigentlich ziemlich sicher. Ich hatte schon zwei Anrufe von Journalisten, die wissen wollten, ob es nur Zufall wäre, dass mein Vater der Stadtrat ist und ich als unbekannte Künstlerin solch eine Chance überhaupt verdienen würde.“„Ohhh…“, seufzte ich und nickte dann.„Naja … “, begann sie und zuckte mit den Schultern: „ … also hab ich die Hoffnung, dass es wenigstens dir gefällt, wenn du es siehst. Wie gesagt, ein paar aufmunternde Worte wären schon nett.“Ich nickte wieder und betrachtete die vereinzelten ersten Regentropfen die auf der Autoscheibe mit solcher Wucht aufschlugen, dass sie die Birkenpollen darauf aufwirbelten.„Aber ich werde ehrlich sein, wenn es mir nicht gefällt, sag ich es dir. Sonst könnte ich auch einfach hier sitzen bleiben und anfangen zu schwärmen wie toll es doch war.“, erklärte ich ernst.Lara lächelte: „Na dann mal los.“Wir liefen durch den plötzlich aufgetretenen Wolkenbruch und kamen noch halbwegs trocken an einen Seiteneingang, der zum Glück ein kleines Dach hatte. Im nächsten Moment knallte ein so heftiger Donner über die Welt, dass wir zusammenzuckten. Noch ehe das Grollen vorüber war, stürzte ein halber Ozean vom Himmel – so schnell und so dicht, dass man von hier den Wagen kaum mehr sehen konnte, obwohl es nur gute hundert Meter von uns entfernt stand. Der Boden – über die letzten heißen Tage so trocken – konnte die Wassermassen kaum aufnehmen und so bildeten sich erst große Pfützen, die kurz darauf zu kleinen reißenden Bächen wurden. Der Tod jeder Ameise, die das Pech hatte sich jetzt noch nicht auf einen Baum gerettet zu haben, …???.Lara brauchte etwas, um die Tür aufzuschließen und durch die Regentropfen die um uns herum mit solcher Kraft in die Pfützen schlugen, spritzte uns das Wasser auf die Hosenbeine – bei mir nur auf Schuhe, da ich ja immer noch den Rock trug. Dann ging die Tür auf und wir stolperten in einen kleinen Werkraum. Das hier war nicht der Haupteingang, sondern eher ein Eingang für Bedienstete. Lara drehte sich zur Wand, gab eine schnelle Zahlenfolge auf eine dort angebrachte Zahlentastatur ein, die ihre Eingabe mit einem grünen Leuchten quittierte. Sie schloss die Tür, nahm mich einfach an der Hand und wir betraten durch eine weitere Tür am anderen Ende des Raumes das eigentliche Museum. Ohne wirklich die Ausstellung hier anzusehen, gingen wir über eine Treppe in den Keller, der ebenfalls ausgebaut war. Ein Sc***d wies uns darauf hin, dass wir uns nun in der Ausstellung „Feminosis“ befanden.„Was bedeutet Feminosis eigentlich?“, fragte ich als wir den ersten Raum betraten. Lara sah mich mit einem Leuchten in den Augen an, wollte gerade anfangen zu erklären, als sie plötzlich abwinkte und kicherte: „Ich könnte dir jetzt die Geschichte erzählen die auf den Flyern steht, aber eigentlich hat es keine wirkliche Bedeutung. Es ist mir eingefallen, als ich stock besoffen in nem Irish Pub in Freiburg saß. Es passt aber irgendwie, weil es doch eher Feminin ist … und das steckt ja eindeutig indem Wort.“Dabei zeigte sie im Raum herum und schaltete hinter einem Vorhang das Licht ein, so dass mehrere Spots an Schienen, die wiederum an der Decke hingen, aufleuchteten und die Exponate anstrahlten.Es waren nicht nur Figuren ausgestellt, wie ich irgendwie erwartet hatte. Auch Bilder und ein paar davon fesselten mich auf der Stelle, dass ich gar nicht wusste, wohin ich zuerst sehen sollte. Ich drehte mich erst einmal zu Lara um und bemerkte, dass sie keine Anstalten machte den Raum zu betreten. Sie schaute auch nicht auf die Exponate, sondern betrachtete mich und meine Reaktion. Gut, sollte sie doch. Ich sah mich also um, trat erst einmal an den Engel in der Mitte des Raumes – nicht mehr so unheimlich wie der erste, da ich schon von dem merkwürdigen Effekt mein eigenes Gesicht auf diesem gespiegelt zu entdecken, gerechnet hatte. Dieser Engel hatte aber eindeutig die weiblichen Rundungen, die dem ersten kleineren Modell in der Wohnung von Laras Eltern fehlten. Ich ging daran vorbei, bemerkte ein Bild eines alten amerikanischen PickUp-Trucks der mit offener Motorhaube am Straßenrand stand. Es war eine Fotografie, kein Gemaltes Bild. Von hinten sah man wie zwei junge Frauen über den Motor gebeugt waren, so dass man nur ihre Rücken sehen konnte. Trotzdem war ich mir fast sicher, dass ich eine der beiden kannte: „Das bist du, oder?“Lara lächelte und nickte: „Der amerikanische Traum … zumindest der Männer, was?“Ich sah wieder zum Bild, musste zugeben, dass es eine unterschwellige Erotik ausstrahlte, die mich einen Moment weiter innehalten ließ. Dann trat ich weiter im Raum herum, betrachtete ein paar andere Skulpturen, die alle eins Gemeinsam hatten. Sie zeigten meistens Frauen und wirkten irgendwie lebendig – als hätten sie den Moment in dem sie geschaffen wurden, in die Ewigkeit gefangen genommen. Dann kam ich an ein Gebilde, das mich dann erschaudern ließ. Es war groß, sicherlich 2 Meter zu jeder Seite. Es schien aus Rosenquarz zu bestehen, zumindest war die Farbe des massiven Steins Hautähnlich. Es zeigte eine geöffnete Rosenblüte, darin zwei nackte Mädchen die sich an den Händen hielten und … fast küssten. Zwischen ihren Lippen lag ein Abstand von vielleicht einem Zentimeter.Ich starrte auf dieses außergewöhnliche Exponat, betrachtete die Details die nicht nur die beiden Mädchen so lebendig wirken ließen, sondern auch die Emotionen gekonnt rüberbrachten. Dort wo die Finger der einen, die Hand der anderen berührte, wirkte es als würden diese die Haut leicht eindrücken. Welch krasse Arbeit das gewesen sein musste. Wie viele Monate Lara daran wohl gesessen hatte?Mein Blick fiel auf das Display, welches anzeigte: „Das Geschenk“Lara Bechtel – 2017SpecksteinIch sah mich zu Lara um, die aber gar nicht mehr an der Tür stand, sondern lautlos hinter mich getreten war und über meine Schulter ebenfalls auf die beiden Mädchen blickte, deren Proportionen deutlich weiblicher wirkte, als mit dem was ich aufwarten konnte. „Was denkst du?“, fragte Lara mich leise.Ich zuckte langsam mit den Schultern, unsicher was ich sagen sollte. Also sprach ich aus, was in mir vorging: „Es … nimmt mich gefangen. Es ist … bezaubernd.“Ob es das war was Lara hören wollte – wer weiß. Sie lächelte nur, trat neben mich und betrachtete die Figur ebenfalls, ehe sie sich zu mir herumdrehte: „Es berührt dich?“Ich nickte: „Es wirkt so … lebendig.“„Es ist ja auch echt …“, seufzte Lara leise und ich riss mich von dem Anblick los und sah sie fragend an: „Wie? Echt?“Lara seufzte leise und beugte sich über die Absperrung, stützte sich mit einem Arm auf dem Rosenblatt ab und streichelte einem der Mädchen über die Wange, ganz so als würde es sich bei ihr um einen echten Menschen handeln. Dann zog sie die Hand zurück und flüsterte: „Eine echte Erinnerung … eine echte Liebe …“Erst jetzt wurde mir klar, dass eines dieser Mädchen gelockte Haare hatte, was man nicht so schnell aus dem Stein erkennen konnte. Ich nickte: „Das hier, das bist auch du?“, fragte ich mit einem Fingerzeig auf die nackte mit den Locken.„Ja …“, nickte Lara und sah sich um: „Das hier bin alles ich … jedes einzelne Werk ist ein Teil meines Lebens.“„Darum wirkt alles hier so … atmend.“, stellte ich mehr für mich klar. Lara lächelte mir zu und ich wandte mich wieder dem anderen Mädchen zu, was in Lebensgröße in der Blüte lag: „Wer ist sie denn?“Lara starrte einen Moment starr auf ihr Werk, dann flüsterte sie: „Sie war …“Ich sagte nichts, dann drehte sie sich zu dem Bild um, welches ich zu Anfang schon gesehen hatte – das mir dem Pickup. Sie holte einmal tief Luft und erzählte dann: „Theresa … eine Kommilitonin von mir. Wir haben uns auf jener Studienreise in die USA kennengelernt. Das ist schon drei Jahre her. Wir standen mit dem Motorschaden an der Interstate und das erste was sie fragte, als ein junges Ehepaar anhielt und uns helfen wollte, ob sie nicht erst mal n Foto von uns machen könnten.“„Ihr wart … mehr als nur Freundinnen?“, fragte ich mit Blick auf die Rosenblüte. In ihren Blick legte sich eine Traurigkeit die jenseits von Schmerzen lag, die mir bekannt waren. Dann schüttelte sie den Kopf: „An dem Tag, hab ich mich in sie verliebt und war mir sicher, sie fühlte genauso… “Ich wagte nicht weiter zu fragen, weil ich intuitiv spürte, das Lara mit sich zu kämpfen hatte. Doch sie erzählte einfach weiter: „Sie gab mir das Gefühl jemand besonderes zu sein, abseits von Familie und meiner ganzen Freunde damals.“Ich hörte ihr zu, fühlte mich aber seltsam abwesend dabei, so als ob ich das hier nicht wirklich erleben würde. Alles kam mir sonderbar vor. Lara war für mich nicht wirklich greifbar. Sie war viel älter als ich und schüttete mir gerade ihr Herz aus. Warum tat sie das? Warum vor mir? Einem Mädchen das sie doch gerade erst kennengelernt hatte. Mama hatte mal gesagt, dass man vorsichtig sein sollte, bei Menschen die zu schnell zu viel von sich erzählen – das sind meistens …Ich schüttelte den Kopf und schüttelte die Gesetze meiner Mama ab. Lara war okay und ich fühlte mich irgendwie zu ihr hingezogen. Allein die Tatsache, dass ein Mensch diese ganzen Dinge hier in dem Raum erschaffen konnte, stellte sie für mich gesehen auf ein Podest von dem man nur auf mich herab sehen konnte. Darum war es auch so schwer für mich zu begreifen, dass Lara mich jetzt ins Vertrauen zog. Zu viel Intimität für einen Augenblick …„Sie ließ nichts zu, was in eine Richtung ging, die mehr als nur Freundschaft war. Wir verbrachten einen wundervollen Sommer in den Staaten, dann flogen wir beide nach Hause. Ich dachte damals, sie ließ es nicht zu, weil wir aus ganz unterschiedlichen Welten kamen. Aber das war es nicht.“„Was … war es?“, hörte ich mich selbst sagen.„Das …“, erklärte sie und deutete auf eines der Bilder die ich noch nicht gesehen hatte.Zuerst verstand ich nicht, was das Bild darstellen sollte, dann zuckte ich regelrecht zusammen als mich eine Angst erfasste, die Menschen schon seit Urzeiten in den Genen liegt. Das Bild zeigte ebenfalls eine Frau, offensichtlich Theresa, was ich an den langen und etwas kantigen Gesichtszügen erkannte. Sie lag auf einem weißen Bett und ihre Hautfarbe hatte nichts mehr von dem gesunden Ton, den sie auf dem Bild mit dem Pickup hatte. Stattdessen sah sie fahl und seltsam eingefallen aus. Unter ihrem Bett, krochen schwarze Spinnen in verschiedenen Größen und Formen hervor die mir den Schauer durch Mark und Bein jagten. Aber wirklich schlimm waren die Augen … diese wirkten, als blickten sie durch den Betrachter des Bildes hindurch und … als wüssten sie genau was die Stunde geschlagen hatte.„War sie krank?“, fragte ich obwohl dieses Bild es so klar deutete, das ich mir dumm vorkam diese Frage überhaupt gestellt zu haben. Lara hatte die Zähne zusammengebissen und starrte einen Moment auf das Bild, dann nickte sie und sprach: „Als ich mich überwunden hatte sie einfach zu besuchen, mein Leben hier zur Not einfach aufzugeben, bemerkte ich, dass sie mich belogen hatte.“„Erst war ich einfach nur enttäuscht als mir klar wurde, dass sie gar nicht in diesem Studentenwohnheim wohnte, von dem sie mir erzählt hatte. Durch Zufall traf ich dann aber doch jemanden, der sie kannte … und verwundert war, als ich ihm von unserer Reise durch die Staaten erzählt hatte, weil sie eigentlich zu krank dafür gewesen sein sollte.“„Ich fand heraus wo ihre Eltern wohnten, fuhr dorthin und wollte sie – also Theresa zur Rede stellen. Sie war nicht da … ihre Mutter bat mich herein und war selbst überrascht, als ich ihr erzählte, dass ich Theresa in den Staaten getroffen hatte, dass wir Zeit zusammen verbrachten und wie viel sie mir bedeutete. Ich fragte wo sie jetzt sei, und was es mit dieser Krankheit auf sich hatte.“„Lara schloss die Augen, brauchte ein paar Sekunden ehe sie plötzlich ein trauriges Lächeln aufsetzte und ihr eine Träne über die Wange rollte. Theresa ist nie nach Deutschland zurückgekehrt. Sie litt unter COPD, einer unheilbaren Krankheit die die Organe, aber hauptsächlich die Lunge betrifft. Menschen sterben nicht schnell, sondern langsam und leiden am Ende unter schrecklichen Erstickungsanfällen. Theresa wollte nicht so enden und … in Kalifornien bietet man den ‚Tod mit Würde‘ an. Sie hatte nie vor zurück nach Deutschland zu kommen … ich war die Letzte, die sie jemals gesehen hat … und jetzt ihre Eltern traf.“Ich stand dort, wusste nicht was ich sagen sollte. Ein Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet, während Lara mir die Geschichteerzählte. Sie selbst schien ganz schön fertig zu sein, als sie sich wieder zu mir umdrehte und sich die Träne auf ihrer Wange mit dem Ärmel abwischte. Dann lachte sie auf, etwas zu gestellt als dass ich es ihr in dieser Situation abgekauft hätte. Unsicherheit und Traurigkeit konnte sie schlecht überspielen: „Sorry, ich weiß gar nicht warum ich dir das alles erzähle. Ich kenn dich nicht mal und ich glaub mein Bruder findet dich echt ganz cool.“„Oh das ist schon okay … und ich glaube dein Bruder sollte sich besser keine Hoffnungen machen.“, stellte ich direkt mal klar. Lara nickte: „Ja, das hab ich mir schon gedacht.“Ich blickte mich wieder im Raum um und Lara trat mit mir weiter durch den Raum. Es folgten ein paar ganz schön krude Werke, ein bisschen hätte ich darauf getippt, dass Lara ganz schön düster drauf war, als diese entstanden waren. Soweit ich das hier überblickte, waren die Werke chronologisch angeordnet. Nicht unbedingt nach deren Erschaffung, aber nach den Positionen in Laras Leben. Nach ihrer düsteren Phase wurde es wieder freundlicher, was mir viel besser gefiel – aber die Persönliche Note fehlte. Es gab ein paar wirklich lustige Skulpturen, aber auch ein Foto eines Mordes. So richtig übel mit Blut und Tatortmarkierungen. Die Leiche war sie selbst und ich fragte sie: „Was bedeutet das?“Sie lachte auf, verwarf mit einer Geste der Hand die Ernsthaftigkeit des Bildes und erklärte: „Das ist eines der Fotos, die ich mit einem Freund gemacht hatte. Du kennst ihn, er war gestern bei mir zu Hause, wegen meiner Kamera. Er arbeitet beim Film und ich kann ihn immer mal überreden ein paar Fotos am Set zu machen. Meistens sind die nur lustig, aber dieses war … krass.“ „Ja … ganz schön heftig mit dem ganzen Blut.“, gab ich zu und trat weiter. Ein Grollen von draußen, welches man noch hier im Keller hören konnte, machte mir klar, dass es draußen gerade ganz schön heftig sein musste. Das Gewitter würde also noch was andauern und ich war nicht scharf drauf jetzt dadurch zum Wagen zu rennen. Die letzte Figur zeigte eine nackte Frau – wirklich sehr Feminin die Ausstellung – die ganz aus Metall zu bestehen schien. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass es sich hierbei weder um Theresa, noch um Lara selbst handelte. Diese Person war etwas fülliger, in den Proportionen kleiner und hatte ein freundliches Gesicht. Ich musste spontan lächeln, denn das Gesicht war wirklich so, als würde es mich anstrahlen und mich mit der guten Laune anstecken. „Deine neue Freundin?“, fragte ich und sah Lara fragend an.Sie schüttelte den Kopf: „Nein, eigentlich niemand. Zumindest kenne ich diese Person noch nicht, freue mich aber sie kennen zu lernen. Vielleicht werde ich sie nie finden, aber selbst dann, lohnt sich die Suche.“Ich lächelte sie an, dann fragte ich sie einfach: „Also bist du … lesbisch, ja?“Lara hob überrascht eine Augenbraue: „Was? Wie kommst du denn darauf?“Mein Lächeln erstarb und ich starrte sie irritiert an. Ehe ich mich erklären konnte lachte sie auf und grinste breit: „Also … irgendwie wohl schon. Es gab auch immer wieder ein paar Typen die ich gut fand, aber … die meisten waren nur so lange interessant, bis ich sie besser kennen lernte. Mit Frauen hab ich deutlich bessere Erfahrungen gemacht, lustigerweise kann ich mir aber nicht vorstellen mit einer alt zu werden. Wir sind doch schon ganz schön kompliziert, was?“„Wenn du meinst.“, lachte ich leise auf.Lara sah mich interessiert an: „Siehst du das anders?“„Ich hab mir da noch nicht so den Kopf drüber gemacht.“, stellte ich amüsiert klar.„Aber du stehst auf Jungs, oder?“, fragte sie plötzlich interessiert.„Jaaaa!! Natürlich!“, erwiderte ich etwas erschrocken über die Frage und sah wie Lara den Bruchteil einer Sekunde etwas getroffen schien. Sofort verbesserte ich mich: „Also … ich hab kein Problem damit … also mit Menschen die das anders sehen … so wie du.“„Oh wie nett …“, bemerkte Lara ironisch und ich spürte, dass der Boden unter mir dünner wurde. Ich schluckte und wollte etwas sagen, da wurde es schlagartig dunkel. Eine Sekunde erzitterte das ganze Gebäude von einem infernalen Donner erschüttert, dass nicht nur ich, sondern auch Lara kurz aufschrie. Ich taumelte vor, bekam ihren Arm zu fassen und klammerte mich an ihr fest. Sie aber genauso bei mir. Dann wurde es plötzlich sehr still und erst nach ein paar Sekunden während ich meinen Atem noch beruhigte, flüsterte Lara: „Das war krass!“Ich nickte heftig und löste meine Hände langsam wieder von ihr, zog mein Handy hervor und schaltete die Taschenlampe an. Der schwache Schein vermochte kaum den Raum zu erhellen. Schemen der Figuren um uns herum warfen große Schatten an die Wände. Der Engel aber reflektierte das Licht und wirkte wie ein Sehender in der Welt der Blinden. Die Lichteffekte waren so faszinierend, dass wir beide gebannt darauf schauten, ehe Lara leise sagte: „Ich sollte das als Effekt in die Ausstellung aufnehmen.“„Aber bitte mit dem Donner … macht es dramatischer.“, erwiderte ich jetzt wieder etwas lockerer. Lara blickte mich an, grinste und schüttelte den Kopf: „Du bist witzig Nina.“„Ich weiß … aber die meisten merken das nicht so.“, sagte ich amüsiert. „Vermutlich weil sie so von deiner Schönheit geblendet sind.“, vermutete Lara ernster. Ich blickte sie fragend an, bevor ich begriff dass sie mir damit ein krasses Kompliment gemacht hatte. Mit so was konnte ich nicht umgehen und so lachte ich nur verhalten auf und wandte mich von ihr ab. Lara fasste mich am Unterarm und drehte mich wieder zu sich herum: „Nina, du weißt dass du unglaublich hübsch bist, oder?“„Ich … also … ja ich bin nicht hässlich.“, druckste ich herum. „Untertreibungen stehen dir nicht.“, flüsterte Lara und nahm meine Hand mit ihrer und führte sie langsam zu ihrem Mund. Ich erstarrte, als sie meine Handfläche küsste und mich dann tief in die Augen blickte: „Mein Bruder hat echt Geschmack.“Ich zog meine Hand langsam wieder zurück: „Er hat … wir haben uns ja nicht mal richtig kennen gelernt. Es war nur Zufall, das hat nichts mit Geschmack zu tun.“, faselte ich zusammenhangslos nur um überhaupt irgendwas zu sagen. Ich war verwirrt, wusste nicht wie genau ich mit dieser Situation umgehen sollte. Mit den Fingern fuhr ich über die Handfläche und fragte mich, ob Lara irgendwas von mir wollte? War das der wahre Grund warum ich hier war? Ein heißes Feuer ließ meine Wangen plötzlich glühen und mein Mund trocken werden. „W … willst du … hast du dich in mich … also …“, stotterte ich mir zusammen und ehe ich noch weiter kam, lachte Lara leise vor mir auf. Ich hob die Taschenlampe und sah sie irritiert an. Sie lächelte mir zu, dann schüttelte sie den Kopf und sagte plötzlich ernst: „Oh … entschuldige. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken. Ich war gerade einfach nur ein wenig von dir bezaubert … als wärst du ein Kunstobjekt, eines, das man am liebsten genau erkunden würde.“„Wie?“Lara winkte schnell ab: „Vergiss es. Ich finde dich faszinierend, aber … du bist mir viel zu jung.“ Kurz herrschte Stille, dann blickte sie an mir vorbei zum Ausgang: „Glaub, wir sollten wieder hoch gehen, oder?“Ich nickte langsam, völlig verwirrt und leuchtete uns den Weg zurück nach oben. Hier konnte ich die Taschenlampe wieder ausmachen. Auch wenn der Himmel dunkel von Wolken verhangen war, war das Licht von draußen heller als das meine am Handy. Wir gingen schweigend zum Ausgang und Lara öffnete die Tür. Draußen prasselte der Regen unverändert und von dem Boden konnte man nichts mehr erkennen. Es blitzte und donnerte weiterhin, auch wenn das Gewitter nicht mehr direkt über uns zu sein schien. Die Luft die von draußen hereinwehte war feucht und warm. Lara lehnte sich gegen den Türrahmen und zog eine Zigarette aus einer Packung, sah mich an, hielt mir die Packung hin. Ich schüttelte den Kopf und lachte auf: „Dir ist schon klar wie alt ich bin?“Lara schüttelte den Kopf: „Nicht wirklich … und wenn ich es nicht genau weiß, mach ich mich auch nicht strafbar, oder?“„Aber mit mir rummachen geht nicht?“, rutschte mir heraus. Es war nicht mal, dass ich auch nur mit dem Gedanken gespielt hätte, aber ich fand es irgendwie ziemlich doppelmoralisch das eine auf Grund meines Alters kategorisch auszuschließen, aber mir dann doch eine Zigarette anbieten zu wollen.Lara sah mich erstaunt an, dann nickte sie und betrachtete die Zigarette in ihrer Hand. Kurzentschlossen schnippte sie diese mit den Fingern in den Regen und steckte dann die Packung weg: „Hast recht …“Verwundert über ihre Reaktion sah ich sie an, dann beugte sie sich einfach zu mir und küsste mich auf den Mund. Ich entließ vor Schreck seufzend die Luft aus der Nase, während ihre warmen Lippen auf meinen ruhten. Das erste was mir in den Sinn kam, war das was ich auch jetzt wieder tat … ich schloss die Augen. Nach einer kleinen Ewigkeit löste sie sich von mir und küsste mich noch einmal auf die Nasenspitze, ehe sie sich wieder von mir entfernte. Ich öffnete die Augen und blickte sie an. Sie lehnte wieder gegenüber von mir am Türrahmen und betrachtete mich halb amüsiert, leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen und flüsterte dann: „Tu mir n gefallen und erzähl das Stefan nicht.“„Was denn?“, fragte ich aufgeregt.Lara lachte leise in sich hinein: „Ja, genau … gute Einstellung.“Ich schluckte, dann wurde mir klar was sie meinte, oder was sie meinte, wie ich das gerade gemeint hatte. Oh Mann, meine eigenen Gedanken wurden gerade komplizierter so dass ich mir kaum selbst mehr folgen konnte. Ich schloss die Augen wieder, sammelte mich und blickte Lara direkt in die Augen als ich fragte: „Und jetzt?“Die Frau vor mir wirkte plötzlich kein bisschen mehr seltsam oder sonderbar für mich. Im Gegenteil spürte ich eine Anziehung die ich mir nicht erklären konnte … nicht bei einer Frau. Lara biss sich auf die Unterlippe während sie mich betrachtete und raunte dann: „Ich glaub, ich fahr dich besser mal nach Hause jetzt. “Ich schwieg erst, wusste nicht warum sie mich jetzt loswerden wollte, darum fragte ich leicht verärgert: „Erst küsst du mich, dann willst du mich wieder loswerden?“„Du bist süß, Nina. Was erwartest du denn, dass wir uns n Hotelzimmer nehmen und ne heiße Nacht miteinander verbringen? Das wir uns gegenseitig die Seele rausvögeln?“, spottete sie.Ich schwieg – war geschockt aber begriff auch, dass sie mich nur provozieren wollte. Mein Schweigen machte nun Lara unruhig und sie legte den Kopf schief: „Im ernst?“Ich schüttelte den Kopf: „Ich bin keine Lesbe.“„Ja, ich weiß. Schade eigentlich …“, sagte sie ehrlich bedauernd. „Und wenn ich eine wäre?“, fragte ich nun von mir aus.Die Frau vor mir sah mich neugierig an, dachte nach und schüttelte dann den Kopf: „Ich glaub … du bist mir wirklich was zu jung … vermutlich würde ich echt Probleme mit deinen Eltern bekommen wenn rauskommt, dass ich dich allein schon gerade geküsst habe.“„Ja, mit meiner Mutter sicherlich. Mein Papa würde uns beide wohl übers Knie legen.“, grinste ich beim Gedanken daran. Lara grinste ebenfalls: „Sieht der wenigstens gut aus?“„Er sieht super aus! Besser als jeder andere.“, seufzte ich leicht verlegen und mir wurde etwas zu spät klar, dass ich vielleicht etwas zu sehr schwärmte. Also riss ich mich am Riemen, aber entweder hatte Lara es nicht gemerkt, oder sie dachte sich nichts dabei als sie bemerkte: „Na dann solltest du ihn mir mal vorstellen. So ein paar Klapse auf den Po wirken ja manchmal Wunder.“„Na heute wird es nichts mehr … er hat n Date mit irgend ner Schlampe von der Arbeit.“, sagte ich grimmig.Lara hob eine Augenbraue: „Er ist auch noch Single? Ach ja … hattest du erzählt. Geschieden, oder?“„Ja genau!“, seufzte ich und erinnerte mich daran, dass ich morgen ein ganz tolles Date mit dem neuen Typen meiner Mutter haben würde. Wir standen noch ein paar Sekunden stumm da, ehe der Regen genauso schlagartig nachließ, wie er gekommen war. Die Welt war immer noch klatschnass, aber zumindest konnte man wieder den Wagen sehen. Lara seufzte leise, sah mich an und musterte mich einmal von oben bis unten: „Dann fahr ich dich mal, was?“Ich nickte und zusammen gingen wir zurück zum Wagen, nachdem Lara alles abgeschlossen hatte. Ich zeigte ihr den Weg und ansonsten schwiegen wir wieder. Mir gingen jedoch 1000 Fragen durch den Kopf. Was um alles ist da eben passiert? War das für sie nur ein Spaß, und wenn ja, warum fühlte es sich für mich nicht so an. Ich versuchte irgendwas zu sagen, aber immer wenn ich den Mund aufmachte, schien es unendlich schwer zu werden auch nur einen Ton über die Lippen zu bringen. Am Ende der Fahrt hielt sie den Wagen direkt vor unserem Haus. Ich sah sie an, sie erwiderte meinen Blick ernst. In mir kollidierten so viele Gedanken und Gefühle, dass ich überhaupt gar nichts mehr wusste. Ich schloss die Augen wieder und holte tief Luft. „Nina?“, drang die Stimme an mein Ohr. Ich blickte wieder auf und als ich Lara anblickte, spürte ich wieder dieses Verlangen, was sich kaum beherrschen ließ. Ich schnallte mich schnell ab, lächelte sie an und sprang dann so schnell aus dem Auto, dass ich mich fast auf die Nase gelegt hätte, weil es auf der Einfahrt total rutschig war. Der Regen war so stark gewesen, dass er selbst den Dreck zwischen den Fugen herausgedrückt hatte. Lara stieg ebenfalls aus, blickte mich besorgt an, als ich mich gerade an der Beifahrertür hochzog und sie schief angrinste: „Alles klar!“„Sicher?“, erkundigte sie sich.Ich dachte nach, schaffte aber nicht einen klaren Gedanken zu fassen: „Nein …“, gab ich dann ehrlich zu und sah sie verstört an. Die junge Frau trat um den Wagen herum, blieb vor mir stehen und blickte etwas scheu zum Haus meines Vaters. Ich seufzte: „Willst du noch mit reinkommen?“Lara sah zu mir, dann wieder zum Haus und seufzte dann: „Ist keine gute Idee, glaub ich.“„Es ist niemand da …“, stellte ich klar. „Genau deshalb ja.“, gab Lara zu und sah mich ernst an. Dann beugte sie sich vor, küsste mich sanft nochmal auf die Lippen und hauchte mir dann ein: „Bis dann mal, Nina ins Ohr.“„Klasse …“, stellte ich genervt fest, als Lara schon wieder auf der Fahrerseite angekommen war und mich daraufhin fragend anblickte.Ich zuckte mit den Schulten: „Wird zu Gewohnheit, dass ich vor meinem Zuhause abserviert werde.“„Abserviert? Wovon redest du da?“, erkundigte sich Lara irritiert.Ich hob entschuldigend die Hände: „Ja sorry … ich weiß, wir sind ja nicht … also … naja. Vergiss es.“Sie schüttelte den Kopf, legte die Arme auf das Dach des Wagens und stützte den Kopf mit dem Kinn darauf. Dann sagte sie leise: „Nein, das meinte ich nicht. Ich hab dich nur nicht abserviert. Du bist mir zwar ein bisschen jung, aber … wir sollten mal was zusammen unternehmen. Irgendwas … Nettes?“„Klingt gut.“, gestand ich und Lara zwinkerte mir zu: „Dann mal … auf Wiedersehen.“„Auf Wiedersehen.“

Nina – Episode 3: Feminosis

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