Demonia – Teil 2

Teil 2 Den hat sie nicht verstanden. Sie wischt sich den Mund wieder delikat ab. „Die Kernmutation, die Demonias von Menschen unterscheidet, betrifft eine bestimmte Art von Nervenzelle, die in grossen Konzentrationen in den Riechnerven, dem Duenndarm und beim Mann um die Samenkanaelchen zu finden ist.“ Ich nicke, uebrigens nicht ganz einfach, wenn man auf dem Ruecken gespannt ist und die Haende ueber dem Kopf gestreckt sind. „Und diese Nervenzellenart empfaengt Emotionen.“ sage ich. „Richtig. Da die Riechnerven weiterhin in das Riechhirn muenden, werden die Empfindungen nicht als Emotionen weitergegeben, sondern vom Riechhirn als Gerueche verschluesselt. Und wir ‚riechen‘ dann die Emotionen.“ Ich sage gar nichts. Peter, mein besagter Ex, hat taeglich und mit fast religioesem Eifer ‚Raumschiff Enterprise‘ geguckt. So einen Bloedsinn reden die auch dauernd – in sich voellig zusammenhaengend, aber eigentlich kompletter Schwachsinn. Wir muessen nur die Warpfeldspulengeneratoren mit dem Plasmainduktionsfeld koppeln, dann kann die laterale Sensorenphalanx den Subraum nach Trachionen abscannen. Tri-Tra-Trulala. Sie scheint jedes Wort zu glauben. „Und wie riecht Angst?“ „Wie Kupfer.“ „Kupfer riecht nicht.“ „Echtes Kupfer nicht. Aber wenn man Kupfer riechen koennte, wuerde es so riechen, wie wir die Angst der Menschen wahrnehmen.“ Sie ist verrueckt. „Und wie Lust?“ „Wie Gold.“ „Wie riecht eine Luege?“ Narlinea schuettelt den Kopf. „Eine Luege ist kein Gefuehl. Aber wenn man luegt, ist das eine emotionale Belastung, und es bringt das Gefuehlsleben nach einem ganz bestimmten Muster durcheinander. Menschen sind fuer Ehrlichkeit gebaut, und bei jeder Luege mischt sich etwas Scham, etwas Angst, etwas Hoffnung. Wir spueren das Muster dieser Aenderung.“ Ich sage gar nichts. Langsam geht sie zu weit. „Du glaubst mir nicht, nicht wahr.“ Ich werde einen Teufel tuen, ihr zu wiedersprechen, auf jeden Fall so lange, wie ich zum Ausweiden gespreizt vor ihr liege. Sie leert den Krug, stellt ihn auf den Boden neben dem Bett. Zwei Liter Leitungswasser in einer halben Stunde. Wenn sie weiter so ueberheizt, kann ich gleich anfangen, mitzutrinken. Sie hat lange, schoene, aber spitze Fingernaegel, sehe ich. Sehr spitze Fingernaegel. Fast wie Krallen. „Doch. Was machen die Nervenzellen im Darm?“ „So ernaehren wir uns.“ „Von Emotionen?“ „Von der Energie, die bei Emotionen frei wird und die diese Art von Nervenzellen im Darm in chemische Energie umwandeln.“ „Demonias ernaehern sich also von den Emotionen der Menschen.“ – „Nicht von allen Emotionen. Das Nervengeflecht am Darmkoerper kann nur gewisse Arten von Emotionen auffangen.“ Sie schaut mich jetzt ganz aufmerksam an, als wuerde sie auf etwas warten. Ich habe auf einmal ein ganz schlechtes Gefuehl. „Wie eine Antenne, die nur gewisse Frequenzen emfaengt?“ „Richtig.“ Ihr Blick hat sich nicht geaendert. „Welche Emotionen waeren das?“ „Schmerz und Erniedrigung. Und im geringeren Mass auch Lust.“ Ich sitze auf einem der Kuechenstuehle, einer meiner harten altdeutschen Eichenstuehle, die Peter immer als Folterstuhl bezeichnet hatte, auch wenn ich nicht darauf gefesselt war. Stricke halten mich regungslos, meine Knoechel sind zu den Hinterbeinen gezogen, meine Oberschenkel gespreizt, so dass die Innenseiten gegen die harten Seiten der Sitzflaeche druecken. Die Rueckenlehne geht etwas schraeg nach hinten, und sie ist schmal genug, dass meine Ellenbogen nach hinten gefuehrt werden koennen, sich fast beruehren. Ganz konnte ich sie nie zusammenbringen koennen, und zum Glueck versucht Narlinea nicht, es zu forcieren. Meine Handgelenke sind mit mindestens sechs Schleifen zusammengebunden, und stramm nach unten zu der Querstrebe zwischen den Hinterbeinen gezogen. Ein anderes Seil hat sie um meine Schultern und Hueften geschlungen, und meine Augen sind mit einem meiner Seidentuecher verbunden, unter dem sie kleine Wattebaellchen aus dem Badezimmer gelegt hat, damit ich auch wirklich nicht die Augen aufmache. Sie fesselt nach wie vor wie ein Weltmeister, stamm, ohne schmerzhaft zu sein. Und voellig ausbruchssicher. Es hat aufgehoert, lustig zu sein. „Narlinea. Das wird nicht klappen.“ Sie anwortet nicht. Ich kann sie hinter mir hoeren, sie kramt in meinem Spielzeugsack. Ich weiss genau, was sie dort zur Auswahl hat, zwanzig verschiedene Arten von Waescheklammern, liebevoll ueber Jahre gesammelt, ein kleiner Tick von mir; zwei Reitgerten, eine Fuenfschwaenzige, zwei Vibratoren, zwei Arten von Ballknebel, einer davon mit Geschirr, Karabinerhaken, Seile, Riemen, Handschellen… „Ich reagiere so nicht, Narlinea. Kein Masochist steht auf sowas. Wir muessen den anderen vertrauen koennen. Wir muessen den anderen lieben. Wir brauchen die Sicherheit…“ Mein Mund wird trocken, ich kann meinen Herzschlag bis in meinen Hals spuehren. Peter hat mich oft in genau dieser Situation gehabt, genau auf deinem dieser Stuehle, nur, dass er nie verstanden hatte, wie die Haende untergebracht werden mussten, und dass er Augenbinden nicht leiden konnte. Und dass ich genau wusste, dass er die Grenzen einhalten wuerde. Vielleicht sogar zu sehr einhalten wuerde. Aber das war immer noch um Welten besser als ohne jedliche Absicherung zu sitzen und – „Es ist einfacher, wenn du dich entspannst, Claudia.“ „Bitte. Narlinea. Bitte lass‘ mich frei.“ Keine Antwort. „Narlinea -“ Ich hoere ihre Schritte um mich herumkommen, bis sie vor mir steht. Mehr als ein T-Shirt und meine Shorts habe ich immer noch nicht an, und so, wie meine Arme gefesselt sind, spannt das T-Shirt eng ueber meine Brueste. Sie beugt sich nach vorne, ich zucke wie nach einem Schlag zusammen als eine ihrer Locken auf meine Schulter faellt. Sie reicht immer noch nach Schampu. „Tu‘ einfach so, als waere ich Peter.“ „Narlinea nein ich -“ Kuehle Haende greifen meinen Ausschnitt, eine auf jede Seite, die scharfen Fingernaegel streifen kurz meine Haut, und mit einem ploetzlichen Ruck reisst sie mein T-Shirt bis zum Nabel auf, als wuerde Bennetton ihre Produkte aus Papier machen. Ich hoere mich stoehnen, meine Brueste pendeln etwas nach, meine Oberschenkel an den Kanten der Sitzflaeche gepresst, meine Fingernaegel graben sich tief in meine Handflaechen. Sie pfeift leise durch die Zaehne, ich kann darin ihr Laecheln hoeren. „Lass mich frei! Lass mich sofort frei!“ Eine Hand umgreift meine linke Brust, erschreckend sanft, und der Stuhl schwankt auf nur zwei Beinen, ich winde mich fast spastisch, voellig umsonst. „Du Fotze, lasse mich hier los! Lass mich frei! Du Scheissfotze-“ Die erste Klammer setzt sie genau auf die Warze. Ich weiss, dass sie mir gegenueber auf einem der Stuehle sitzt und mich beobachtet. Ich habe geschimpft und geflucht und geschriehen, bis sie mir den Ballknebel mit dem Geschirr in den Mund stopfte, die Riemen im Nacken und unter dem Kinn und auf der Stirn festzog – schmerzhaft festzog. Wenn ich mich beruhigt haette, sagte sie, wuerde sie die Riemen lockern. Und vielleicht sogar abnehmen. Und dann stopfte sie mir etwas Zylinderfoermiges in die Ohren, etwas trockenes, das langsam aufquoll und die Gehoergaenge verschlossen hat. Kleine Schaumstoffzylinder, glaube ich. Auf jeden Fall bin ich jetzt auch noch taub. Nicht voellig, aber es reicht. Es sind die gruenen Plastikklammern, alle zehn, eine auf jeder Warze und vier um den Hof, wie die Himmelsrichtungen auf einem Kompass. Die Klammern habe ich aus der Waschkueche meiner Mutter, sie waren die ersten, mit denen ich als Teenager spielte, heimlich und in unvernuemftig gefaehrlicher Selbstfesselung bei abgeschlossener Tuer und unter der Bettdecke. Sie sind wie alte Freunde, ich weiss genau, wieviel Druck sie ausueben, wie lange ich sie tragen kann. Ich habe wahnsinnige Stunden mit ihnen verbracht, auch spaeter mit Andreas, und zuletzt mit Peter. Jetzt tuen sie nur weh. Sonst nichts. Ich sitze hier schon seit mindestens einer halben Stunde, regungslos, blind, taub, stumm, irgendwo vor mir eine Wahnsinnige, die sich fuer eine Art PSI-Vampir haelt und wohl denkt, dass sie der abgegeilten Masochistin jetzt einen richtigen Gefallen tut. Ihr steht doch auf Schmerz, oder? Das ist es doch, was ihr wollt? Was denkt sie, dass ich jetzt erregt werde? Scheissfotze. Sie ist wie alle „Normalen“, die nicht verstehen, nicht verstehen wollen. Andreas war genauso, tat immer so, als wuerde er es verstehen, aber er hatte es nie wirklich kapiert. Nicht da, wo es zaehlt. Es tut nur weh. So tut es nur weh. Und langsam meldet sich meine Blase, und meine Oberarme druecken gegen die Kante der Stuhllehne, und ich habe seit heute Mittag nichts gegessen. Sie kann vielleicht von meinem Schmerz leben, aber ich nicht, und ich habe auch nichts im Haus. Eigentlich sollte ich ja auf dem Weg nach Australien sein, und da laesst man den Kuehlschrank leer. Ich schlucke die Massen von Speichel, die um den Ball in meinem Mund absondert, das ist schwierig, aber ich habe Uebung. Meine Brustwarzen sind helle Punkte feinen Schmerzes in meinem regungslosem Koerper. Nichts passiert. Eigentlich ist es aber doch ironisch, muss ich mir eingestehen. Wie oft habe ich mir das so vorgestellt? Wieviele Phantasien begannen, verliefen oder endeten damit, dass ich verschnuert und meiner Sinne beraubt in der Gewalt einer fremden, unbekannten und gnadenlosen Macht gerate? Sicher, die fremde Macht war immer ein Mann mit dunklen Augen und einem Knackarsch, aber hey, man kann nicht alles haben. Wieviel Naechte habe ich im Bett gelegen und mir es so vorgestellt? Aber nicht alle Phantasien sind dazu da, um erfuellt werden. Nicht alle Fremden sollten so fremd sein, dass sie sich nicht mal der Menschheit zugehoerig fuehlen. Trotzdem, es ist fast komisch. Diese Frau fesselt gut, fast genial, eine Stunde sitze ich mindestens schon hier, aber meine Haende sind nicht kalt, nicht taub, der Knebel ist zwar streng, aber nicht wirklich brutal, und unter anderen Umstaenden… aber es sind nicht andere Umstaende, und die einzige Fluessigkeit, die ich im Moment mit meinem Unterleib in Verbindung bringe, ist meine anschwellende Blase. Es tut weh. Nichts, was ich nicht schon ausgehalten haette, wenn auch noch nie so lange, aber ohne den Schutz meiner Geilheit zieht der Schmerz haltlos und ungedaempft durch meinen Koerper. Es ist nicht geil, wirklich ueberfallen zu werden, auch wenn die Entfuehrerin fesselt wie ein japanischer Zeremonienmeister. Die Kacheln unter meinen Fuessen vibriert etwas, sie geht umher, ich fuehle eine Tuer zufallen. Kein Knoten ist tastbar, meine Knoechel sind wie angeklebt, und meine Finger koennen nur nutzlos das Seil zur Querstrebe entlangfahren, fuer doch gute drei Zentimeter. Ich rieche das Leder von den Riemen des Knebels, sonst nichts. Nicht mal das riechen kan ich noch. Eigentlich perfekt. Ich warte. Zu schade, das Wuensche manchmal in Erfuellung gehen. Sie macht die Augenbinde ab, zieht den Stoff unter den Riemen des Knebels weg, er schleift ueber meine Nase, meinen Augenbrauen. Sie zieht mir die Stoepsel aus den Ohren, es ist tatsaechlich Schaumstoff, kleine, gelbe Zylinder, Gehoerschutz fuer Sportschuetzen oder sowas. Der Knebel bleibt, sie hat ihn vor etwa einer halben Stunde lockerer gemacht, wie versprochen, wie eine Belohnung fuer einen artigen Hund. Es ist inzwischen duester im Zimmer, aber der Regen hat nicht nachgelassen. Ihre Haare sind offen, bedecken etwas ihr kuenstliches Gesicht. Seit etwa einer Viertelstunde riecht es nach Pizza oder Spaghetti. „Komm'“, sagt sie. „Wir haben deine Blase lange genug st****ziert.“ Woher weiss sie das? Sie loesst die Stricke, die mich an den Stuhl binden, aber die um meine Haende bleiben, und zieht mich von dem Stuhl hoch. Mein ganzer Koerper fuehlt sich wie ein Brett an, aber es ist weniger schlimm, als ich es erwartet haette. Ich bin nicht die Erste, die sie so traktiert. Vielleicht war sie wirklich mal eine Domina. Sie fuehrt mich ins Badezimmer, die Waescheklammern auf meinen Brustwarzen wippen und pendeln mit jedem Schritt wie Insektenfuehler, melden sich mit Nachdruck. Sie zieht mir die Hose bis zu den Knien und schaut mit offensichtlicher Belustigung zu, wie ich versuche, mit hinter dem Ruecken gestreckten Armen auf den Sitz zu kommen. Und dann schaut sie mir auch noch beim pinkeln zu. Wenigstens hat sie mir gerade den Knebel herausgenommen. „Fick dich.“ sage ich, die Zaehne zusammengebissen, den Blick auf dem Boden vor mir. Ich muss mich wegen meiner gefesselten Arme nach vorne beugen, aber wenn ich zu weit nach vorne gehe, druecken die Waescheklammern gegen meine Knie. Der Strahl unter mir scheint endlos zu gehen. „Du hast keine Ahnung, wie ausgehungert ich war.“ Ich schaue hoch. Sie sieht nicht mehr wie ein Junkie, nicht mehr so muede, nicht mehr so abgekaempft aus. Fast erholt. Vielleicht hat sie zwischendurch geschlafen, sage ich mir. Die Alternative ist und bleibt voellig undenkbar. „Wonach riecht Erniedrigung?“ frage ich. „Erniedrigung nach Honig. Und der Schmerz deiner Brueste nach Silber.“ Meine Blase ist jetzt leer. Narlinea macht keine Anstalten, mir aufzuhelfen, schaut mir einfach zu, wie ich muehsam aufstehe, mit heruntergelassenen Shorts vor ihr stehe. „Uebrigens riecht Unterwuerfigkeit nach Alabaster.“ Ich drehe mich zur Seite, spucke auf den Fussboden. Sie laechelt nur, aber diese Augen leuchten. „Komm jetzt. Du musst etwas essen.“ Sie hat wirklich den Pizzaflitzer kommen lassen. Ich esse auf dem Fussboden im Schlafzimmer, auf einem der Sofakissen, die Haende mit meinen Handschellen vor dem Koerper zusammengekettet. Sie hat fuer mich Spaghetti mit Kaesesauce bestellt, dazu Pizzabroetchen und Knoblauchbutter. Scheinbar stoert sie Knoblauch nicht, noch ein Beweiss, dass sie kein Vampir ist. Sie sitzt im Schneidersitz neben mir, ihr Ruecken voellig gerade, und sie isst tatsaechlich nichts. Aber sie hatte auch ueber eine Stunde Zeit zum Essen, ohne dass ich es bemerkt haette. Der Fernseher laeuft, die Tagesschau berichtet vom Krieg in Bosnien, ein neuer Waffenstillstand, keiner zaehlt mehr mit, wieviele es sind, und keiner glaubt wohl, dass dieser halten wird. Ihr Gesicht ist ernst. Sie sieht fast wuerdig aus mit einem ersten Gesicht. Diese Augen geben ihr eine nobele Strenge. „Kommst du aus Bosnien?“ Wenn ich sie nachher der Polizei beschreibe, muss ich mehr ueber sie wissen, sage ich mir. Falls ich noch jemals zu Polizei komme. Sie schuettelt den Kopf. „Weissrussland. Dort ist unsere groesste Siedlung.“ „Und warum jetzt Muenster?“ „Wir breiten uns wieder aus, und ich wollte die westlichste Kolonie aufmachen. Muenster liegt vom Schienen- und Autobahnnetz guenstig, und schoen nah am Ruhrgebiet.“ Sie dreht sich zu mir, schaut mir in die Augen. „Zwoelf Millionen Menschen wohnen im Ruhrgebiet, Claudia. Und Muenster ist vom Osten her das Sprungbrett ueberhaupt.“ Sie laechelt. „Und ausserdem: eine Stadt, wo die Kaefige schon an den Kirchtuermen haengen, schreit fast schon nach uns.“ Sie dreht sich wieder zum Fernseher, der Innenminister redet von der Verbrechensrate in Deutschland, wie sie gestiegen sei, und wieso es die Schuld der Opposition sei. „Eigentlich wollte ich eine Kolonie auf einem anderen Kontinent aufmachen, aber der Rat meinte, ich muesse mein Revier noch in der Naehe der anderen halten.“ „Was meintest du mit Revier?“ Es ist schwierig, Knoblauchbutter auf Pizzabroetchen zu schmieren, wenn man die Handgelenke nur drei Zentimeter auseinander bringen kann. Vielleicht kann ich das Messer verstecken. Vielleicht kann ich damit etwas machen. „Weibliche Demonias haben Einzugsgebiete, genauso, wie Raubtiere ihr Revier haben.“ „So versteht ihr euch, als Raubtiere?“ „Es gibt fuenf Milliarden Menschen auf diesem Planeten, Claudia. Reichlich Beute fuer eine intelligente Jaegerspezies.“ Ich kaue das letzte Pizzabroetchen, mein Kiefer immer noch etwas empfindlich von dem Knebel. Neben mir steht eine Sprudelflasche, Wein hat sie mir nicht mirbringen lassen. Anscheinend hat sie den Flitzer selbst bezahlt. „Was macht ihr mit dem Revier?“ Sie kann nicht alle Leute Zuhause einsperren, ohne dass es auffaellt, denke ich mir. Irgendjemand muss schliesslich die Pizzaflitzer bedienen. Keine Antwort. Im Fernseher wird von einem Massenmoerder in Warschau berichtet. Fuer einen Moment frage ich mich, ob sie es ist, ob sie auf der Flucht hier ist, aber die Polizei in Polen kennt den Taeter, ein Mann, und er scheint seit Jahren in Warschau zu agieren. Narlinea murmelt etwas. Selbst wenn sie ernst guckt, ist keine Falte auf diesem Gesicht zu sehen. Sie sieht jetzt nicht nur ernst aus, sondern fast auch wuetend. Der Moerder, berichtet der Tagesschausprecher in der formellen, nervtoetend monotonen Sprache der ARD, sei immer noch auf freiem Fuss. Sie dreht sich wieder zu mir. „Bitte was?“ „Ich wollte wissen, was ihr in eurem Revier macht.“ „Wir lassen uns als Dominas nieder.“ „Es gibt hier schon genuegend Dominas.“

Demonia – Teil 2

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