Swatch und Nonnenkleid (von Amélie von Tharach)

Teil 1 Am Start erkennt man die Siegerinnen – das ist mir bekannt, und darum habe ich für 2018 einen festen Vorsatz: Das neue Jahr muss definitiv besser werden, als das in allen Bereichen defizitär abgelebte Jahr. Heute ist der vierzehnte Tag im Januar. Ich liege noch im Bett und fühle mich einsam und ich habe Kopfschmerzen. Ich kann mich drehen und wenden wie ich will. Tatsache ist, ich bin mega oversexed und unterfucked – um es mal überdeutlich zu sagen. Meine Affäre macht seit mehr als einem Monat auf Familie und angeblich auf braven Ehemann. Das ist verständlich und akzeptabel. Als Affäre sollte man keine Ansprüche stellen. Dennoch hätte ich von meiner zweitbesten Freundin etwas mehr Solidarität und noch mehr Teilungsqualitäten erwartet. Von meiner Wesensart bin ich ein tolerant und überaus großzügig, aber ich hasse Disziplinlosigkeiten. Bei Diktatoren aller Couleur, bei Päpsten, Kaisern und Königinnen gehört es zur Allgemeinbildung, dass mangelnde Disziplin über das Chaos auf den direkten Weg zu Umsturz und Anarchie führt. Schon seit vielen tausend Jahren müssen solche Missstände unter allen Umständen vermieden werden, sonst bricht die Revolution im Schweinestall aus – sinnbildlich gesprochen. Außerdem bin ich nicht nur wegen Werner auf Viola sauer. Auch mein Dildo ist mir keine große Hilfe – monetär gesehen. Werner ist bei Viola (dachte ich jedenfalls bis gestern) und immer seltener in Geberlaune. Meine Kreditkarten schwächelt wie das Wetter, das mich bis unter den Gefrierpunkt deprimiert. Doch seit dem Vortag ist Rettung in Sicht. Gestern, um akkurat zwölf Uhr am frühen Mittag bekam ich einen telefonischen Anruf. Beim kurzen Blick auf die steil aufgerichteten Zeiger meiner Wanduhr, kam mir spontan in den Sinn: „Holy Moly, jetzt schlägt´s endlich zwölf.“ Nicht nur Gary Cooper war um diese Uhrzeit ratlos und von allen guten Geistern verlassen, auch mir war die gut versteckte Symbolik noch nicht bewusst. Eilfertig, aber nicht zu hastig griff ich zum vibrierenden Handy und dachte: „Der Arsch denkt endlich an mich, und hat seine Tusse ruhiggestellt. Vielleicht kommt er vorbei, und bringt seinem gefrusteten Christkindl die vergessenen Weihnachtsgeschenke und etwas Kohle fürs Herzl.“Damit keine Missverständnisse im Tohuwabou aufkommen, ist an dieser Stelle ein kleiner Hinweis angebracht. Meine Affäre geht inzwischen ins dritte Gewohnheitsjahr, und die Luft ist etwas raus aus seinem Schlauch. Wir verstehen uns gut, an den wenigen Tagen und kurzen Stunden an denen wir uns sehen. Aber neuerdings will er mehr reden und weniger ficken, und allenfalls kuscheln, oder auch nicht, wenn er keine Zeit hat, was immer öfter vorkommt und zur lahmen Dauerausrede wird. Aber weg vom alten Sack und zurück zum vibriernden Handy.Meine zweit- und allerbeste Freundin auf meiner vorläufigen Beliebtheitsskala wollte etwas Wichtiges mit mir erörtern. Ihr Wunsch mit mir zu sprechen, war nicht ungewöhnlich – das Ungesagte und die Stille ließ mich aufhorchen. Werners Ehefrau verhielt sich entgegen ihrer Wesensart einsilbig, und wie ich unschwer aus dem Zusammenspiel von gedrückter Stimmlage und kleinen, mit schnüffelnden Geräuschen unterlegten Zwischenschluchzern interpretieren konnte, auch im seelischen Bereich nicht niederschlagsfrei. Das tat mir gut, denn mir ging es ähnlich, und geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Wir verabredeten uns kurz und bündig im Bellini, unserem Sindelfinger Stammlokal. Frisch gestyled und fröhlich gestimmt begab ich mich auf den Weg – durch die lange Gasse, hinab zum vereinbarten Ort. Viola wartete schon ungeduldig auf mich, was äußerst ungewöhnlich war, denn Viola ist in besonderen Situationen außergewöhnlich gewöhnlich und außerdem chronisch unpünktlich. Ich saß noch nicht, da brachte mir der haargeschmalzte Kellner ein von Viola geordertes Getränk. Über die großzügige Geste erfreut nahm ich an, dass Viola auch beabsichtigte, die Rechnung zu bezahlen, was unter normalen Umständen Anlass zu Misstrauen gibt. Aber ich war arglos und glaube unverrückbar an das Gute. Fidel und vielversprechend klirrten drei Eiswürfel im Glas. Aus den Lautsprechern kam leise Musik. Janis krächzte: „Oh Lord, won´t you buy me a Mercedes Benz …“, und der Cocktail entfaltete sein volles Aroma. Viola sagte nichts und saugte dafür etwas zu geräuschvoll – ich musste bei der Kuh spontan an eine verdurstende Kuh vor der Notschlachtung denken – nervös an ihrem grünen Happy-Hour-mit-buntem-Schirmchen-Cocktail. Ihre sorgfältig und dunkelrot geschminkten Lippen zitterten leicht, fast unmerklich unkontrolliert. Selbst im halbdunklen Ambiente der Bar waren die Tatsachen des Tages nicht zu übersehen. Viola sah entgegen ihrer üblicherweise perfekt durchgestylten Optik schlecht und im Gegensatz zu mir fast alt aus. Ihre Handbewegungen waren fahrig. Sie knibbelte mit dem Daumen ihrer linken Hand am kleinen Finger derselben. Ich sah zarte Hautfaltenkränzchen unter und neben ihren tiefbraunen und verheulten Augen, die mir bis dahin nicht aufgefallen waren, denn Viola ist seit mindestens fünf, wenn nicht sogar seit sieben Jahren Dreißig. Dazu kamen fünf zur Hälfte angerauchte Filterzigaretten der Marke WEST, offensichtlich nervös ausgedrückt im champagnerfarbenen PERNOD-Aschenbecher auf dem runden Bistrotisch, die mir eine ungelöste Spannung signalisierten. Viola war megamäßig sauer, und zwar richtig. „Manchmal frage ich mich, wie ich mich nur so täuschen konnte. Am Anfang ist der mir hinterhergelaufen wie ein kleiner Hund. Früher war er doch so ganz anders, so liebevoll …“ „… zu mir auch“ dachte ich als Zusatz zu Violas lauter Stimme. Ich sprach meine Gedanken nicht aus, weil ich weiß, wann die Zeit des Gehorchens und Schweigens anbricht, und wann sie endet. Du musst dich nicht wundern. Mein submissives Verhalten hatte einen Grund. Werner, also Violas Ehemann ist ein besonders guter Freund (der sich momentan etwas rar macht), und dazu mein Steuerberater in Personalunion, und darum war und ist es aus taktischen Gründen nicht angebracht, ihn zu verärgern und die laue Freundschaft aufzukündigen – jedenfalls vorläufig nicht. Aber es war ein weiterer Grund, demutsvoll wie die Jungfrau Maria den Blick zu senken und unparteiisch zu bleiben.Dann, nach einer kurzen Pause und einem leisen saugenden Geräusch an ihrem neongrünen Plastikhalm, kam ein gequältes: „Steuerberater! Das hätte ich mir denken können!“ „Was?“ wollte ich fragen und dachte so für mich „ich auch“, aber ich unterließ es, denn Violas Stimme wurde im selben Moment um eine unangenehm klingende Nuance schriller, und ich bekam die volle Kanne der ersten Breitseite mit schweren Vorwürfen vor den Bug geballert. „Warum hast du mich nicht gewarnt. Du bist doch meine beste Freundin. Du musst doch was davon gewusst haben …“ Das war keine versteckte, sondern eine eindeutige Schuldzuweisung an die Komplizin, die Sau. Ich musste für mich zugeben, dass ich zwar vieles gehört, einiges geahnt, aber letztendlich nur wusste, dass Werner ein wohlwollendes Auge auf die wohlgeformte Rückseite seiner Praktikantin geworfen hatte, aber nach einem zaghaften Griff erfolglos geblieben war, denn die Praktikantin hatte einen attraktiven Freund mit wenig Geld, aber mehr Saft in den Lenden als Werner. Damit hatte ich mit meiner Verantwortung für Violas Eheglück eindeutig versagt. Eigentlich hatte ich eine ziemlich schlechte Ausgangsposition, denn alles was ich hätte einwenden können, wäre falsch gewesen. Mein leiser, mit einem „Aber…“ begonnener Satz wurde von Viola nicht registriert, denn gute Ratschläge geraten schnell in Vergessenheit und jeder fundierte Einwand wäre nichts anderes als eine schlechte Entschuldigung aus der Defensive gewesen. „Warum bin ich nicht aufgewacht, als er mir einen Tag vor dem Standesamt den beschissenen Ehevertrag hingelegt hat. Zu unserer Sicherheit hat er gesagt. Denn er ist ja Selbstständig hat er gesagt. Und mir soll nichts passieren, falls die Geschäfte mal nicht so laufen, hat er gesagt. Das ich nicht lache!“ Innerlich musste ich giggeln, denn das mit dem Ehevertrag wußte ich nicht. Ein kurzes, hastiges Ziehen an ihrer Filterzigarette unterbrach Violas vorwurfsvoll ausgeworfenen Monolog. Plötzlich erschien mir die Perspektive des so hoffnungsfroh begonnenen Vormittags wieder grau und deprimierend. Ich fühlte mich beschissen, ganz so als ob ich die Mitschuld an der prekären Ehesituation meiner wie bereits erwähnt, auch zweitbesten Freundin Viola tragen müsste, und ich wusste immer noch nicht, was geschehen war, denn Viola beherrscht zwar die Kunst der schnellen Dampf-Rede, aber sie ist eine schlechte Zuhörerin und manchmal auch zu keinem logisch aufgebauten Dialog fähig. „Ja klar, ich war schon irgendwie beeindruckt. Das große Haus und so. Irgendwie tat er mir auch leid. Die Geschichten von seiner Ex, die ihn nur ausgenützt hat, und von den Frauen die ihn nicht verstehen. Er war so sanft und einfühlsam. Warum bin ich nicht aufgewacht, als er mir die teure Uhr von seiner Ex erst zur Hochzeit geschenkt und einen Tag danach wieder weggeschlossen hat, kannst du mir das sagen?“ Natürlich hätte ich dazu ein kurzes und präzise formuliertes Statement abgeben können, aber ich schwieg. Bei genauer Beachtung der Umstände und der Perspektiven, hätte Werner nicht ihr, sondern mir die Cartier schenken müssen, denn er hat Viola durch mich kennngelernt und das verpflichtet. Ich habe ihm beigebracht, was er mit Viola machen kann, wenn sie ihn ranlässt und er sich traut. Bei Viola hat er die ehelichen Pflichten gelernt und abgeleistet, und bei mir die Feinheiten der Kür mit verschärften Sprüngen. Immerhin war ich es, der ihm auf dem Sindelfinger Verlobungsbuckel (ein kleiner Hügel in Sindelfingen) gezeigt hat, wie beim Klang der Glocken der Sindelfinger Martinskirche die Glocken schwingen. „Damit sie nicht gestohlen wird, hat er gesagt, der Arsch. Jetzt lauf ich mit so einer blöden Swatch rum. Ich hab eine Scheißwut im Bauch!“ Die habe ich auch, denn Werner hat auch mich mit einer rosaroten Swatch beglückt, die aber sofort im Müll gelandet ist. Offensichtlich hat er die Dinger azf Vorrat gekauft. Ich fühlte mich nicht nur mental betroffen und leide darum mit. Nicht wegen der Uhr und nicht wegen dem Verhalten von Werner. Die pinkfarbene Plastikuhr an Violas Handgelenk fand ich bei ihr eigentlich sehr hübsch und passend zu ihren rosaroten Fingernägeln. Mehr konnte man für knapp unter fünfzig Euro nicht erwarten und Gutes (nicht die einer Kopie einer Swatch nachempfundene, sondern die Cartier) gehört nun mal sorgfältig weggeschlossen, oder an mein Handgelenk. „Liebes, du hast vollkommen Recht. Das mit der Uhr ist von Werner nicht besonders großzügig. Vergiss es einfach. Du hast doch schöne Arme und die Swatchkopie ist doch auch sehr schön …“ log ich hemmungslos und ohne Scham.Ein leises Aufheulen, wie von einer waidwunden Wölfin unterband meinen Tröstungsversuch.Ein kleiner Schluck Cappuccino, frisch gezapft und vom pomadierten Cocktailschüttler geliefert, unterbrach nur kurz mein scheinheiliges Mitfühlen, um dann ein leises „… eigentlich ist er doch ein anständiger Kerl“ hinzuzufügen.Ich schwieg und nahm ihre rechte Hand in die meine. Die Frage war immer noch nicht geklärt, warum Viola wegen einer hübschen Plastikuhr am Arm so mitgenommen aussah. Ungefragt und darum auch noch nicht beantwortet spürte ich, dass Viola noch etwas anderes auf dem Herzen hatte. Etwas gut verstecktes, etwas was man nur einem guten, und zwar nur der herzallerbesten Freundin erzählen kann. Die stramm geschnürte Uhr an Violas Handgelenk war nur das Ablenkungsgambit.„Sag mal, ist da noch was anderes passiert? Ich spür doch, dich bedrückt noch etwas anderes?“ Es war die befreiende Frage und jetzt platze es aus ihrem schönen Mund heraus. Sie musste es einfach jemandem erzählen. Mir, der sie vertraut – ihrer intimsten Freundin. „Der Arsch geht regelmäßig zu einer Domina und lässt sich den Arsch versohlen, und dann macht er ihr auch noch teure Geschenke, damit die die Fotze sich auf ihrem fetten Arsch auf seine Kosten ein schönes Leben manchen kann. Ich könnte ihn umbringen, so sauer bin ich …“ Das waren klare und unmissverständliche Worte – ohne Freiräume für entschuldigende Interpretationen zu Gunsten meines Steuerberaters. Metaphorisch gesehen, lag das Geheimnis unverhüllt vor uns auf dem Bistrotisch. Einen kurzen Moment war ich wegen der deutlichen Worte irritiert und eine solidarische Stinkwut stach mir tief im liebenden Herz. Außerdem hatte Viola zu laut und auch etwas zu hysterisch gesprochen, was mir peinlich war, denn ich bin eine Frau mit Anstand und Viola ist meine Freundin und Anstand hat sie nicht. Die anderen Gäste sahen neugierig auf ein Sindelfinger Sensatiönchen hoffend zu uns her. Nicht das mich das gestört hätte. In einer Kleinstadt ist etwas öffentliche Aufmerksamkeit gut fürs Image. Außerdem wußte ich, dass in der Sindelfinger Gerüchteküche schon längere Zeit gemunkelt wurde, dass Werner angeblich mit Chantal rummacht, die zusammen mit Fabienne, Violas bester Freundin einen kleinen Swinger-Club mit separatem Studio-Bizarr betreibt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich das von Werner am allerwenigsten erwartet hätte. Werner der sanfte, der prächtig verdienende Unternehmer, der knallhart rechnende Steuerberater der jeden Eurocent vor dem Ausgeben dreimal auf Kosten und zu erwartendem Nutzen prüft. Der sensible, der gute Werner – meine schüchterne und unbeholfene Affäre unterwirft sich einer Domina und macht ihr teure Geschenke. Irgendwie fand ich das beeindruckend und gleichzeitig keimte tief in meinem Innern so etwas wie ein bewunderndes Neidchen auf, gut verrührt mit etwas Missgunst und einer großen Haufen Scheisswut. Spontan dachte ich daran, dass auch mir ein großes Stück vom Kuchen zustehen würde, und ich mich nicht nur mit swatchgeschmückten Krümeln zufrieden geben sollte. „Ich weiß nicht was ich tun soll? Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Kannst du mir helfen?“ So konnte ich sie gut leiden. Viola, meine zweitbeste Freundin hatte Kummer und sie kam de- und reumütig mit ihren Sorgen zu mir – ihrer weißen Frau und Retterin aus der Bredouille. „Schätzchen bleib ganz ruhig und mach dir keine Sorgen. Du musst doch nicht damit umgehen, es wird doch mit dir umgegangen“ war meine diplomatische Antwort. Natürlich sagte ich ihr nicht, dass ich auf Werner sauer war, denn Eigenutz geht nun mal vor. Jetzt verstand ich, dass ich mich in die Reihe der Verliererinnen anstrengen musste, um da wieder rauszukommen. Ich war nur noch eine durchgerittene und zahme Stute, und mein Sponsor im Galopp auf einer jüngeren und wilderen. Andrerseits konnte ich Werner irgendwie verstehen – jedenfalls wollte ich es versuchen. Tief in der Seele, gut versteckt und nur für wenige Menschen zugänglich, lauern nun mal die wahren und schmutzigen Sehnsüchte. Und die erzählt man nicht der Ehefrau, sondern allenfalls und nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen der verständnissvollen und fangfrischen Geliebten, auch wenn sie nicht geliebt, sondern bedürfnisgerecht genutzt wird. Umgekehrt und wenn eine Frau eine Affäre kultiviert, muss der sich für die Familie abrackernde Mann erst mal draufkommen, was Frau sich ganz insgeheim wünscht, sonst bockt das Weib, wie mein Großonkel der Philosoph zu sagen pflegte. Viola unterbrach abrupt und verärgert ihren Redeschwall, denn sie hatte bemerkt, dass meine Augen geschlossen, mein Kopf leicht zur linken Seite geneigt und die Hände wie zum stillen Gebet gefaltet waren. Nach einem Anstoß mit ihrem rechten und schrumbligen Zeigefinger gegen meine linke Schulter, nahm ich ihre unangenehme Stimme wieder wahr und öffnete die Augen, um die Realität in ihrer ganzen Tragweite zu erblicken. „Hörst du mir überhaupt zu?“„Ja natürlich Schatz!“ Missbilligend runzelte Viola ihre Stirn, und ihre Nasenflügel bebten, wie bei einer rossigen Stute beim Anblick eines prämierten Zuchthengstes.„Kannst du mir sagen, warum Männer zu einer Domina gehen, wenn die das Zuhause viel gemütlicher haben können“ war Violas bittende Frage, garniert mit einem verzweifelt klingenden Unterton. Ich hätte es ihr sagen können, aber ich wollte nicht. Aber meinen Leserinnen und Lesern verrate ich das Geheimnis: Das im normalen Alltagsleben Unerreichbare im Unterbewusstsein ist der Schlüssel. Eine Ehefrau ist verfügbar und mit zunehmender Verfügbarkeit verfällt der Gebrauchswert und verkommt zur Gewohnheit, die man lieber lässt, weil Gewohnheit mit der Dauer zur Last wird. Das ist der Unterschied zwischen Domina und Ehefrau, und dazu die bittere Wahrheit. Aber sollte ich mich auf eine endlose Diskussion mit viel Unverständnis einlassen? Viola ist zwar promiskuitiv orientiert und nach mehr oder weniger deutlichen Hinweisen auch gegenüber Neuem durchaus aufgeschlossen, aber mir war klar, dass sich ihr die philosophischen Aspekte von Dominanz und Unterwerfung ohne qualifizierte Ausbildung nicht erschließen würden. Zu sehr war und ist sie in dem Klischee gefangen, dass der hochkarätige Beruf der Domina (von mir auch Expertin für Nutzungsfragen genannt) nur mit Peitsche gleichzusetzen ist und das wäre etwa so, wie wenn man eine Currywurst aus der Dose mit einem fünf-Sterne-Menü vergleichen würde. Vielleicht hat der Beruf, das Bildungsniveau und dazu das Alter eine direkte Beziehung zu den nicht nur männlichen Phantasien von Macht, Ohnmacht, Führung und Unterwerfung. Ich weiß aus zuverlässigen Quellen, dass auch viele Frauen exquisite Spiele lieben, und ich kenne Einige, bei deren Phantasien sogar ich vor Scham einen roten Kopf bekomme. Astrid zum Beispiel liebt es, nackt und nur mit einem Hundehalsband geschmückt, unbekannten Herren vorgeführt zu werden. Sandra trägt tagtäglich und gehorsam einen unbequemen Edelstahlplug und Iris liebt es, zur allseitigen Nutzung, bestens in Plastikfolie verpackt und angeschnallt auf einem Strafbock zu liegen. Angie dagegen, bevorzugt auf Zehenspitzen stehend die hängende Variante mit kunstvoll abgebundenen und hochgeklammerten Brüsten, und fast hätte ich Elke vergessen, die sich montäglich von 9:00 bis 13:00 Uhr in einem intimen Club in Markgröningen mit Schmackes pudern lässt. Alle fünf Damen aus meinem näheren Bekanntenkreis sind konservativ mit ahnungslosen Ehemännern verheiratet und üben ehrbare Berufe aus. Auch Werner ist beruflich sehr erfolgreich und kann sich so ein ausgefallenes Hobby locker leisten. Nur Viola verstand nicht, warum ausgerechnet ihr braver Werner so eine überaus großzügige Ader hatte, nur nicht für sie. Seine Domina war ihm lieb und teuer und Viola konnte sich mit einer hübschen Swatch-Imitation rumschlagen. „Schätzchen, nimm es nicht so tragisch. Vielleicht ist alles ganz harmlos, und Werner hat seine religiöse Ader entdeckt. Eine Domina war früher einmal die Vorsteherin eines Klosters. Oder er geht aus the****utischen Gründen zu ihr und lernt neue Managementtheorien …“ war mein untauglicher Versuch, die Situation ins Humorvolle zu ziehen, was mir gründlich misslang. „Wenn die Sau schon viel Geld für so eine ausgibt, warum hält er mich dann so kurz?“Fast hätte ich geantwortet: „Mich doch auch …“ aber ich sagte nichts dazu, denn nach meiner Ansicht bekommt Viola von Werner mehr als genügendes Haushaltsgeld, was ich nicht bekomme. Das Problem ist, dass sie damit nicht auskommt, und ich auch nicht. Ich konnte das kommende Unheil förmlich riechen, denn ich spürte, dass ich wieder einmal die Rechnung zahlen sollte, und Violas Zigarettenverbrauch dazu. Plötzlich hatte ich die Erleuchtung. Ich musste Viola nur auf die rechte, die richtige Fährte bringen, dann wären damit alle Probleme gelöst. Ich nahm ihre schweißige Hand mitfühlend in die meine. Dann sah ich Viola tief in die Augen, bevor ich zu ihr sprach: „Schätzchen, du tust mir wirklich leid. Es ist schrecklich, was der Werner dir antut.“Dann schwieg ich einen dramaturgischen Moment, um dann die bedeutungsschwere Frage anzuhängen: „Aber warum zahlst du es ihm eigentlich nicht zurück? Domina ist doch nicht so schwer. Das kannst du doch auch. Du siehst doch gut aus …“Viola sah mich mit großen Augen an und ich sah, wie es hinter ihrer Stirn zu arbeiten begann. Das war die Chance, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, darum fügte ich die Wissende spielend hinzu: „Außerdem verdienen die Damen gut und so ein Nebenverdienst nebenbei …“Ich hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da spürte ich intuitiv, dass meiner zweitbesten und mehr als mittelalten Freundin Viola der Beruf der Domina Spaß machen würde.„Du meinst ich kann das?“„Natürlich kannst du das. Du siehst nach was aus. Du bist gepflegt und intelligent, und du hast doch keine Hemmungen. Du musst nur bereit sein, dazu zu lernen. Dann ist das ganz einfach.“Insgeheim dachte ich an die Binsenweisheit, dass Lehrjahre kein Zuckerschlecken sind. Ich musste lächeln, denn vor meinen geistigen Augen sah ich Viola als Auszubildende im ersten Lehrjahr. Die Gelegenheit war günstig, und darum gab ich Viola den entscheidenden Tipp: „Fabienne ist doch jetzt mit Chantal zusammen …“„Ja ich weiß, aber ich kenn sie nicht. Fabi hat mir nur erzählt, dass sie hin und wieder in einer Bar aushilft.“„Schätzchen, das ist nicht ganz so. Chantal hat einen kleinen Club und Fabienne hilft nicht nur hin und wieder, sondern ziemlich oft und sehr aktiv da aus.“„Das wusste ich nicht?“ Violas Stimme klang verwundert, aber ich war es nicht, denn Viola hat eine reizvolle Schwäche, sie kann nicht zuhören. „Das ist eigentlich keine Bar, das ist so etwas Ähnliches wie ein Swinger-Club und dazu gehört auch ein Studio. Chantal betreibt es und sie ist angeblich sehr erfolgreich …“Viola sah mich mit großen Augen an und einen kleinen Moment dachte ich, dass ich vielleicht zu viel gesagt hätte. Denn selbst ein Blinder hätte die breit ausgelegte Spur sehen müssen. Nicht Viola, die nicht sehr geschockt, eher bewundernd über Fabienne sprach.„Das hätte ich von Fabi gar nicht gedacht. Die macht auch so was? Jetzt weiß ich, warum sie in der letzten Zeit so wenig Zeit hat. Und dann ständig neue Klamotten …“„Genau …“ Bei Viola war der Groschen mit deutlich hörbarem Klingeln gefallen.„Du meinst, ich soll mal mit ihr reden?“„Ja, das mein ich.“Viola weiß noch nichts von Chantal und Werner. Aber sie hat meinen Rat zum Herzen genommen und zu einer pekuniären Herzensangelegenheit gemacht. Montags geht Werner immer zu seinem Stammtisch, und die Gelegenheit war günstig. Viola hat lang mit Fabienne telefoniert, und trotz moralischer Bedenken den Entschluss gefasst, sich die „Sache“ mal ganz unverbindlich anzusehen. Wir sind hinter einem Spiegel und können, ohne dass wir bemerkt werden, die Ereignisse beobachten.Noch sehen wir nichts, aber wir hören laute Radiomusik, unterbrochen von Verkehrsmeldungen. Du musst nicht stehen. Setz dich. Der mit rotem Samt bespannte Stuhl ist für dich bestimmt. Platz!Nur für dich öffne ich jetzt den Vorhang, und ich führe dich auf dir unbekanntes Terrain.Vor uns sehen wir einen langgezogenen Tresen aus dunklem, im gedrechselten Mahagonistil gehaltenem Holz. Hinter dem Tresen befindet sich eine verspiegelte und beleuchtete Rückwand. Vor dem Spiegel sind fragile Glasregale angebracht, auf denen, wie in solchen Etablissements üblich, Flaschen mit hochprozentigem Inhalt stehen. Das Ambiente der Bar macht einen etwas plüschigen Eindruck und entspricht dem Stil der frühen achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Vor dem Tresen stehen drei Barhocker. Die Sitzflächen haben einen Plastikbezug mit schwarzweißem Zebramuster.Wir sehen Viola in Seitenansicht. Sie sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem mittleren Barhocker. Viola hat einen schlichten, schwarzen Hosenanzug, eine weiße Bluse und hochhackige, schwarze Schuhe mit kleinen Riemchen um die Knöchel an. Viola dreht uns noch die rechte Schulter zu. Schau genau hin.Achte auf ihre Handbewegungen. Daran kannst du erkennen, dass sie sich in der ungewohnten Umgebung unbehaglich fühlt. In der linken Hand hält Viola ein Feuerzeug, mit dem sie mit kleinen Bewegungen nervös auf den Tresen klopft. Viola raucht eine Zigarette und sie wippt mit dem linken Fuß. Vor Viola steht ein halbvolles Sektglas. Daneben siehst du einen Sektkühler mit der Aufschrift „G.H. Mumm & Co CORDON ROUGE“ in dem eine leere Sektflasche mit dem Hals nach unten steckt. So wie es aussieht besucht Viola ihre beste Freundin Fabienne am Arbeitsplatz, und die Damen haben schon etwas getrunken.Hinter dem Tresen siehst du Fabienne. Fabienne ist eine attraktive, feuerrothaarige Frau um die Dreißig und mit etwas fülligen Formen. Sie hat lange, bis zur Mitte ihres Rückens reichende Haare. Ihre Haare sind bis auf zwei kleine Strähnchen die ihr ins Gesicht fallen, streng nach hinten gekämmt und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Fabienne ist sehr sorgfältig, fast übertrieben auffällig geschminkt. Jetzt dreht sie sich um und stellt eine ungeöffnete Sektflasche neben den Kühler. Sie geht nach rechts, bückt sich und verschwindet kurz aus unserem Blickfeld und kommt dann hinter dem Tresen hervor. Fabienne hat ein graues bis zur Mitte ihrer Oberschenkel reichendes, weites und verwaschenes Shirt an, das nicht so recht zu ihrer Erscheinung passt. Auf der Vorderseite des Shirts ist ein ehemals roter, jetzt sehr verblasster Mund mit einer herausgestreckten Zunge aufgedruckt. Sie setzt sich neben Viola auf einen Barhocker. Man ahnt und kann es undeutlich erkennen, dass Fabienne unter dem Shirt Strümpfe, Strumpfhalter und einen BH trägt. Die dritte Person die du siehst ist Chantal. Chantal ist die „beste“ Freundin und derzeitige Lebensgefährtin von Fabienne. Chantal ist Mitte 40, und der sportliche Frauentyp mit streichholzkurzen, hellblonden Haaren. Ob Chantal wirklich Chantal heißt, ist mir nicht bekannt. Ich vermute, dass es ein Künstlername ist, und in Wirklichkeit eine Inge oder eine Bärbel damit getarnt werden soll.Fabienne und Chantal betreiben eine kleine Bar, oder bezeichnen wir es der Einfachheit halber als Swinger-Club für tolerante Ehepaare, zu dem aber auch gutsituierte, männliche Einzelpersonen Zutritt haben, wenn die Mischung und die Kasse stimmen soll. Chantal ist die Chefin des Unternehmens und sie sieht wie bei Chefinnen anscheinend üblich, beschäftigt aus. Sie ignoriert Viola und achtet auch nicht auf ihre Freundin Fabienne. Chantal zählt die Flaschen und hin und wieder dreht sie eine Flasche mit dem Etikett nach vorn, oder stellt eine andere um. Chantal hat ein rotes Klemmbrett in der linken Hand. Sie dreht uns noch den Rücken zu. Chantal hat einen schwarzen, glänzenden Kimono an. Hab noch etwas Geduld, gleich wirst du es sehen. Der Kimono steht vorne weit auf. Nur im Spiegel an der Rückwand kann man mehr vermuten als sehen, dass sie darunter schwarze, halterlose Strümpfe, einen kleinen schwarzen Slip und außer etwas Schmuck nichts anhat. Vor uns und schwarzweiß gefleckt, döst Armin vom Bärenfeld (mit adligem Stammbaum), der schwarzweise Ladenhüter und Chantals Requisite für besonders anspruchsvolle Fälle mit Fell. Armin ist eine Deutsche Dogge und soll im Nebenberuf ungebetene Gäste verscheuchen. Aber dazu ist Armin zu faul, denn er ist „ein ganz Lieber“ wie Paula die polnische Putze gern sagt. Ich verstehe, dass du bei dem Anblick unruhig und auch neugierig wirst. Bleib bitte ruhig und sag jetzt nichts. Man darf uns nicht bemerken. Doch zunächst, möchte ich dir noch mehr von Fabienne, Viola und Chantal erzählen. Wie du vielleicht noch weißt, heißt Fabienne nicht Fabienne, sondern Marion und stammt aus dem schwäbischen Schömberg. Fabienne ist vor einem halben Jahr zu Chantal gezogen und lebt bis heute auch mit ihr zusammen. Ob sie glücklich ist? Ich weiß es nicht, aber das ist auch nicht wichtig. Chantal gehört die Bar die eigentlich ein kleiner Club mit mehreren Nebenräumen ist. Im Keller befindet sich ein großzügig als Studio bezeichneter Raum, und im ersten Obergeschoß sind die Privaträume von Chantal und Fabienne. Den Keller, die Nebenräume und die Wohnung mit sechs Räumen im Obergeschoß können wir nicht besichtigen, aber vielleicht werden uns Chantal oder Fabienne noch erzählen, was sich dort abspielt. Hab also noch etwas Geduld. Chantal führt den Club sehr bestimmend und man spürt, dass sie die knallharte Geschäftsfrau ist. Chantal und Fabienne verdienen Geld. Geld in der notwendigen Menge, um einen gehobenen Lebensstil, irgendwo angesiedelt zwischen Cartier, Prada und Gaultier kultivieren zu können. Ich denke, du kannst jetzt verstehen, warum die finanziell unterversorgte Viola die Nähe der neuerdings gutverdienenden Fabienne sucht. Ich werde mir über die Moral der Geschichte kein Urteil erlauben. Im Gegenteil, ich habe großes Verständnis für die Sorgen und Nöte meiner zweitbesten und gutsituiert verheirateten Freundin.Sieh genau hin. Fabienne lächelt Viola an, und Violas Nervosität lässt merklich nach. Fabienne möchte ihrer Freundin gern helfen. Chantal hat das rote Klemmbrett aus den Händen gelegt und auch sie lächelt Viola an, während sie routiniert die Sektflasche öffnet. Diese Geste ist besonders bemerkenswert, denn eigentlich ist Chantal nicht besonders großzügig mit Freigetränken. Aber offensichtlich macht sie in Violas Fall eine Ausnahme. Sie sieht Viola gern, denn Viola ist attraktiv und würde sich gut machen, rein geschäftlich und frischfleischmäßig gesehen.Chantal und Fabienne haben keine Geheimnisse voreinander. Darum akzeptiert Chantal auch Violas eheliche Rachegefühle als Teil eines Vorspiels. Außerdem sieht sie neue geschäftliche Möglichkeiten, weil im sogenannten Studio mehrere gut versteckte Webcams eingebaut sind, und Viola zur sogenannten, „besseren“ Sindelfinger Gesellschaft gehört.Viola hat die unübersehbar teuren Accessoires bei Fabienne bemerkt. Sie hat es noch nicht gesagt, aber innerlich ist sie fest entschlossen, etwas zu tun, und alles was notwendig ist in die Hand zu nehmen. Viola muss und will Geld verdienen, und zwar viel Geld. Noch weiß sie nicht so recht, wie sie es anstellen soll. Eigentlich will sie Werner seinen Fehltritt heimzahlen, und dazu erscheint ihr ein mittelalterlicher Folterkeller als der geeignete Ort, und eine Peitsche als das einzige und angemessene Werkzeug. Die drei Frauen sind allein. Die Bar ist noch geschlossen, aber die Gäste kommen garantiert, denn Chantal, Fabienne, Armin und auch die noch nicht anwesende Paula sind gut in dem was sie beruflich machen. Fabienne dreht sich um und öffnet einen kleinen Metallkasten an der Wand. Mit einem deutlich hörbaren Klicken drückt sie einen Schalter nach oben. Das Licht wird heller und leuchtet den gesamten Raum aus. Viola sieht sich um. „Hübsch habt ihr es hier. So hab ich mir das nicht vorgestellt. Ich war ja noch nie in so einem Club.“Natürlich ist Violas Satz unverschämt gelogen. Jetzt erst kannst du deutlich erkennen, dass das Interieur schon bessere Zeiten gesehen hat.Fabienne lächelt: „Was hast du denn gedacht? Dass wir hier eine versiffte Bude haben? Wir haben nur gute Gäste mit Niveau, und die bringen uns richtig Geld, und Spaß mach es auch.“Viola antwortet sympathisch lächelnd: „Das freut mich für euch. Ich hab euch schon immer ganz fest die Daumen gedrückt?“ Nur wer Viola näher kennt, weiß, dass ihre Antwort etwas zu übertrieben klingt, um ehrlich zu wirken.Chantal stellt kleine Glasschälchen auf den Tresen. Dann stellt sie Fabienne demonstrativ einen Beutel mit Nüssen und einen zweiten Beutel mit Chips hin. Auf die unmissverständliche Aufforderung reagiert Fabienne nicht. Chantal runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf. Dann sagt sie kurz und mit einem scharfen Befehlston in der Stimme: „Fabi schlaf nicht. Füll die mal auf.“ Fabienne reißt lustlos die Plastikverpackungen auf und füllt die Schälchen mit Nüssen und Chips. Einige Nüsse kullern auf den Boden. Chantal schaut mit einem resignierten Blick an die Decke des Etablissements. Fabienne bückt sich umständlich und sammelt die verstreuten Nüsse vom Boden auf.Chantal fragt ganz beiläufig und ohne Viola direkt anzusehen: „Hast nicht Lust hin und wieder mal bei uns auszuhelfen. Du kannst hier richtig gut verdienen?“ Als erfahrene Geschäftsfrau weiß Chantal, dass edle Gefühle angesichts hoher Verdienstmöglichkeiten nachrangig werden, wenn die ersten Hemmungen überwunden sind, während die Moral als Legitimation für das zukünftige Tun, gern wie ein flatterndes Fähnchen der Gesinnung verwendet wird. Dies und noch viel mehr muss bei Berufseinsteigerinnen berücksichtigt werden, und dazu gehört ein Gefühl für die Wortwahl. Viola zieht an ihrer Zigarette. Eine kleine Pause entsteht, bevor sie antwortet: „Ich weiß nicht, was müsste ich denn hier machen?“Dann fügt sie schnell, fast etwas zu eifrig hinzu: „Interessieren würde es mich schon.“Fabienne taucht wieder auf. In der linken Hand hat sie die Nüsse, die sie vom Boden aufgelesen hat. Sie verteilt die Nüsse in den Schälchen und verreibt dann darüber ihre Hände. Chantal schaut sie streng an. Fabienne zieht eine abfällige Grimasse zu Chantal und flüstert zu Viola: „Das ist nicht schwer, du unterhältst dich mit den Gästen und achtest drauf, dass die Gläser immer voll sind. Außerdem könntest du den Empfang machen, und Paula assistieren.“Viola sieht Fabienne an und dann in den Raum. Sie antwortet etwas unsicher: „Aber ist das hier nicht …“ Viola spricht den Satz nicht aus, während Fabienne nach der Sektflasche greift und die Sektgläser füllt.Chantal dreht sich leicht um und sieht über die rechte Schulter Viola kurz an. Sie sagt etwas zu laut: „Ja sag´s ruhig. Es ist ein Club. Geld verdienen wir mit ficken.“ Dabei beobachtet sie Viola aus den Augenwinkeln. Viola greift zum Sektglas und nimmt einen schnellen, hastigen Schluck. Am Glas kann man den Abdruck ihres Lippenstifts erkennen. Fabienne verzieht das Gesicht. Man sieht ihr an, dass sie es Viola schonender beigebracht hätte.Dann sagt sie mit beruhigendem Unterton in der Stimme: „Chantal hat doch nur einen Scherz gemacht.“ Chantal zählt wieder die Flaschen und murmelt etwas abfällig vor sich hin: „Spiel jetzt bloß nicht die Heilige.“ Viola achtet nicht auf Chantal. Ihre Antwort kommt sehr beherrscht, fast beiläufig: „Eigentlich wollte ich mich nur informieren, was eine Domina so macht …“Fabienne lächelt und beendet Violas Satz: „… wie man zur Domina wird, und was man alles wissen muss.“ „Eigentlich ja. Wenn ich bei euch im Club arbeiten sollte, wüsste ich doch gar nicht wie ich mich hier verhalten sollte, mit Fremden und so …“ An Violas abwehrender Antwort kannst du erkennen, dass sie sich das Ganze doch etwas anders, etwas diskreter vorgestellt hat. Chantal spürt, dass eine ablehnende Stimmung entsteht. Sie dreht sich wieder zu Viola, sagt aber nichts. Dafür antwortet Fabienne: „Da musst du dir keine Gedanken machen. Wenn du das willst, packst du das auch. Wenn du eine gute Ausbildung suchst und auch gut verdienen willst, bist du bei Chantal genau richtig. Sie ist Expertin.“ Um dann mit einem wissenden Unterton in der Stimme hinzuzufügen: „Sie kann das gut. Als Domina ist sie wirklich Spitze.“Viola trinkt ihr Glas aus und Chantal füllt es wieder auf. Dann sagt sie zu Viola: „Wenn du dich ernsthaft zu für eine gute Ausbildung entschlossen hast, dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Wenn du hier im Club arbeiten willst, kannst du gut verdienen und hast auch noch viel Spaß. Das ist ganz anonym und wir haben nur nette Gäste. Am besten wäre, du siehst dir das erst mal zwei oder drei Abende an, dann kannst du dich entscheiden, was du machen möchtest. Die Domina ist sozusagen die Krönung. Dafür brauchst du Einfühlungsvermögen und musst etwas von Psychologie verstehen. Eines kann ich dir jetzt schon versprechen – auf dich werden alle fliegen.“ Chantal schaut auf Violas Bluse. Ihr Blick scheint durch den Stoff hindurch zu gehen. Chantals Kimono ist offen und für einen Moment kannst du ihre nackten, mit schweren goldenen Ringen geschmückten Brüste sehen. „Du müsstest aber erst mal einige Zeit auf Probe hier im Club arbeiten. Sozusagen als Praktikantin, wenn du verstehst was ich meine. Das ist die Voraussetzung, sonst wird das nichts. Wir bringen dir alles bei. Immerhin hast du eine große Verantwortung für deine Gäste.“ Fabienne bestätigt Chantals Worte: „Das was du hier lernst ist eigentlich unbezahlbar. Das ist wie mit dem Stricken. Wenn du es einmal kapiert hast verlernste das auch nicht mehr.“Dafür erntet Fabienne einen missbilligenden Blick von Chantal. Fabienne achtet nicht auf Chantal und redet weiter auf Viola ein: „Aber einfach ist das nicht. Eine Domina-Ausbildung dauert auch seine Zeit …“ Chantal ergänzt den Satz: „… mindestens drei Jahre. Und Manche kapieren den the****utischen Ansatz nie.“Beobachte den Gesichtsausdruck von Viola. Sie ist immer noch unsicher. Es sieht so aus, als ob sie es sich einfacher vorgestellt hat. Hören wir weiter zu und vielleicht entscheidet sie sich ja doch.„Was macht ihr denn hier so im Club. Kommen da nur Männer?“„Nein, das ist ganz anders. Wir sind ein exquisiter Swinger-Club mit bizarrem Ansatz. Da kommen vorwiegend Paare. Die kennen sich fast alle, und das geht ganz familiär zu. Wir haben Mittwoch bis Samstag von 18:00 Uhr bis 3:00 Uhr geöffnet. Samstags auch länger, je nachdem wie das Geschäft läuft.“ Chantal fällt Fabienne ins Wort: „Montag so etwa ab 11:00 Uhr bis zum Nachmittag, da kommen die Sparsamen. Das sind die Paare, die verheiratet sind, aber nicht miteinander. Manchmal auch einzelne Hausfrauen. Dann geht ’s am wildesten zu. Nicht was du jetzt denkst, sondern ganz seriös. Die futtern sich am Büffet durch und probieren das alles aus, was sie in ihrer Ehe nicht kriegen. Außerdem ist das hier billiger, als wenn die jedes Mal ein Hotelzimmer bezahlen müssen. Da ist natürlich ein ziemlicher Trubel, aber es macht ja auch Spaß wenn das Geschäft läuft.“Die ausführlichen Erklärungen scheinen Viola etwas zu beruhigen. Sie lächelt und vermutlich denkt sie an ein bekanntes Kaufhaus in Sindelfingen, in dem es ähnlich zugeht, wenn neue Ware eintrifft. Chantal redet weiter: „Wir haben hier für jeden Geschmack etwas. Hier gibt’s eine schöne Spielwiese, da können mehrere Paare rein und andere können zusehen. Wir haben auch einen netten Glory-Hole-Raum und im Keller ist mein kleines, aber feines Studio. Da finden die Sessions statt, aber nur auf Voranmeldung. Eigentlich könntest du mir dabei mal assistieren, dass du mal siehst, was da so abläuft …“Im Hintergrund hört man klappernde Geräusche, als ob ein Eimer hin und hergeschoben wird. Ein Staubsauger heult kurz auf und wird dann wieder abgestellt.Chantal macht noch eine Flasche Sekt auf und stellt sie auf den Tresen. Viola greift eifrig danach und schenkt aus der Sektflasche die Gläser wieder voll. Der Sekt schäumt und läuft über den Tresen auf Violas Hose. Viola rutscht vom Barhocker runter und versucht mit einer Serviette den übergelaufenen Sekt wegzuwischen. Man sieht, dass ihr das kleine Missgeschick peinlich ist.Chantal kommt eilig hinterm Tresen vor und nimmt ihr die Serviette weg. „Schätzchen, lass mich das machen. Das ist doch nicht schlimm. Das gibt keine Flecken.“ Sie kniet sich vor Viola und wischt mit einem Küchentuch über Violas Hose. Viola will die Berührungen abwehren. Chantals Kimono steht etwas auf und man sieht ihre schweren nackten Brüste. Viola sind der Anblick und die Berührungen sichtlich unangenehm.Fabienne lächelt amüsiert und sieht zu. Spürst du die erotische Stimmung und den sich zwischen Chantal und Fabienne anbahnenden Konflikt? Fabienne nimmt der knieenden Chantal das Küchentuch aus der Hand und mit einem strafenden Blick wirft sie es achtlos auf den Boden. Sie beachtet Chantal nicht und steht jetzt neben Viola: „Du musst mit den Gästen lachen, das verbindet. Die Gäste wollen Spaß. Frust haben die Zuhause. Das brauchen die hier nicht. Wenn dir so etwas passiert, dann mach ein Erlebnis draus. Lass dich gehen und spritz alle nass. Das mögen die …“Chantal steht auf und stimmt zu: „Klar, wenn ich mit einem Gast lachen kann ist das angenehmer, als wenn ich einen hab, der den Mund nicht aufkriegt.“Zögernd fragt Viola: „Aber was ist, wenn es zum Sex kommt?“Chantal und Fabienne antworten fast gleichzeitig: „Da mach dir mal keine Sorgen, die sind hier alle sehr nett. Außerdem machst du nur das was du auch willst …“ Dann redet Fabienne weiter: „Stöhn ihm was vor, sag ihm was er für ein geiler Hengst ist, das wollen die Kerle hören. Sag ihm, dass du seine Stute und heiß auf ihn bist und solche Sachen.“ Chantal greift unter den Tresen und legt einen großen blauen Gummidildo zwischen die Sektgläser. Viola ist der Anblick und die Präsenz des Gegenstands unangenehm. Fabienne lacht und redet weiter: „… die Männer wollen so eine Illusion von Zuneigung und Leidenschaft. Und dann musst du höllisch aufpassen, dass du nicht alles glaubst. Manche erzählen dir die aberwitzigsten Geschichten.“Chantal lacht auch und macht beim Umdrehen ihren Kimono zu: „Am schlimmsten sind die Missionare, bei denen musst du besonders aufpassen, dass du nicht darauf reinfällst. Die wollen dich bekehren und wissen, wie du dazu gekommen bist. Aber das kriegst du schnell mit. Je mehr die Sex mit Gefühlen verwechseln, umso besser fürs Geschäft. Dann denken die sie wären so gut, dass wir sie lieben.“Fabienne spricht auch auf Viola ein: „Du musst dir nur merken, dass in unserem Job alles nur Show ist. Welcher Mann will für sein Geld nicht die Traumfrau haben. Und wenn er denkt, er hat sie gefunden, dann macht er alles für dich. Das macht Spaß, das wirst du schnell merken.“Viola: „Aber ihr habt doch gesagt, dass das ein Swinger-Club ist, da kommen doch nur Paare rein habe ich gedacht?“„Schätzchen, also rein theoretisch ist das ja so, aber manchmal ist das auch anders. Es kommt auf die Zusammensetzung an. Manchmal haben wir zu wenig Frauen, dann dürfen nicht zu viele Männer da sein, sonst fühlen sich die Frauen unwohl, oder wir haben zu viele Frauen, dann brauchen wir wieder mehr Männer. Gute Gäste lassen wir auch allein rein. Am Wochenende kommen fast nur Paare und da musst du besonders einfühlsam sein.“ Chantal hat sich auf einen Barhocker neben Fabienne gesetzt. Sie greift nach dem Sektglas von Fabienne und nimmt einen kurzen Schluck daraus. Fabienne fällt Chantal ins Wort: „… und zum Schluss will dein Gast von dir nur hören, dass du gekommen bist. Da musst du natürlich schauspielern. Sag einfach dass du einen Megaorgasmus hattest. Was denkst du, wie der sich freut wenn er hört, dass er eine Zofe geknackt hat. Dann kriegst du schnell Stammgäste die richtig Geld bringen. Außerdem kommen die schneller, weil die nicht so verspannt sind.“ Chantal spielt mit dem Gummidildo und sieht Viola prüfend von oben bis unten an.Viola fragt unsicher wirkend: „Zofe?“Chantal geht nicht auf die Frage ein.Fabienne hat einen unbeteiligten Gesichtsausdruck und steckt sich Nüsse aus einer Glasschale in den Mund. Einige Sekunden herrscht Schweigen, nur unterbrochen vom qualvoll heulenden Geräusch eines übervollen Staubsaugers. Dann fragt Viola: „Eigentlich wollte ich ja nur als Domina. Was macht die denn so?“Chantal antwortet wie beiläufig: „Wir machen hier alles was Spaß macht. Vom Analsex mit einer vollen Apfelschorle-Flasche bis zum zertrampeln der Zinnsoldatensammlung des Gastes.“ Viola scheint es für einen Scherz zu halten. Sie wirkt immer noch unsicher. Du siehst, dass ihr noch viele Fragen durch den Kopf gehen. „Aber was soll ich denn anziehen, wenn ich hier arbeite.“ Chantal und Fabienne sehen sich an. Fabienne flüstert Chantal etwas ins Ohr. Chantal nickt und Fabienne antwortet: „Da mach dir mal keine Sorgen. Wir haben da etwas besonders Scharfes für dich.“ Fabienne sieht Viola prüfend von oben bis unten an: „Ich glaub mein Nonnenkleid steht dir gut.“Viola fragt ungläubig: „Nonnenkleid?“ „Das ist was Supergeiles, ich hab mir das machen lassen. Hat über 600 Euros gekostet. Das ist ganz aus Latex. Aber ich leih dir das aus. Ist ja schließlich eine Premiere. Du traust dich doch?“ Die Frage von Fabienne ist eigentlich keine Frage, sondern eine Aufforderung. Man sieht Viola an, dass sie noch nicht ganz überzeugt ist, aber den Job schon mal gern ausprobieren möchte. Außerdem ist es zeitmäßig gesehen auch günstig, denn Werner ist auf einer dreitägigen Weiterbildung über steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für außergewöhnliche Aufwendungen – hat er gesagt. Fabienne antwortet: „Show gehört nun mal zum Geschäft. Und du mit deiner rattenscharfen Figur bringst das bestimmt. Du musst nur aufdrehen. Wenn du nur wie ne graue Maus rumsitzt und wartest, hast du kein Spaß und du kommst du nie auf deinen Umsatz. Stell dich auf den Tisch, mach einen Strip und mach die Titties frei oder so was, dann kriegst du Fans die zahlen. Hauptsache du machst was Verrücktes, das bringt´s. Und wenn du das gut machst, dann zeig ich dir, was wir im Keller machen.“Chantal dreht sich um und geht wieder hinter den Tresen zu ihren Flaschen. Im Hintergrund hört man das Geräusch eines umfallenden Blecheimers. Eine Frauenstimme flucht mit sächsischem Akzent.Achte auf die linke Seite des Raums. Zuerst siehst du nur eine geblümte Rückseite. Es ist Paula, die mit einem Wisch-Mob den Boden schrubbt. Jetzt hebt sie das Küchentuch auf. Paula hat einen geblümten Kittel an und die blonden Haare unordentlich hochgesteckt. Paula ist die fleißige „Mitarbeiterin“ von Chantal und Fabienne, die als Mädchen ZBV (zur besonderen Verwendung) für alles ihre Verwendung findet. Paula ist blond, sie hat blaue Augen, sie räumt weg und auf, sie achtet auf Ordnung und hilft auch und wieder an der Bar und in den Nebenräumen aus. Für gut zahlende Gäste dient sie auch als Zofe oder Sklavin, und sie assistiert Chantal im Studio. Ihre Haar- und Augenfarbe und ihr unüberhörbarer, sächsischer Akzent verführen zu einseitigen Vorurteilen. Das ist aber falsch, denn Paula verfügt über erstaunliche Talente, die von Fabienne misstrauisch, und von Chantal abwertend honoriert werden. Fabienne und Chantal beachten sie nicht. Nur Viola schaut kurz hin.Das Telefon klingelt und der Anrufbeantworter springt an. Du hörst die Ansage: „Hallo verehrte Gäste. Wir haben Montag bis Samstag von 10:00 Uhr morgens bis 3:00 Uhr morgens geöffnet. Montags ist unsere Happy-Hour mit vielen Überraschungen. Jeden Donnerstag ab Mitternacht finden unsere Bizarr-Partys mit geladenen Gästen statt, und am Samstag ist unsere Motto-Party. Anmeldungen nehmen wir gern entgegen.“Chantal ruft Paula zu: „Jetzt beeil dich mal, wir machen gleich auf. Und mach dir eine andere Frisur“, und in Anspielung auf Paulas hochgesteckte Haare: „Mit dem Hausfrauenwedel auf dem Kopf kannst du keinen Hund hinterm Ofen vorlocken …“ Armin blickt kurz auf, und döst dann weiter. Chantal geht zu Viola und nimmt ihre Hand. „Schätzchen, du hast ja immer noch deine normalen Sachen an. Geh mal nach hinten, da hängt das Nonnenkleid. Komm wir probieren das mal aus, hier wird´s gleich voll.“Fabienne berührt Viola an der Schulter und schiebt sie leicht auf eine Tür an der Seite. Viola geht hinter Chantal zur Tür. Sie stolpert und fällt hin. Paula lacht. Fabienne geht hin und hilft Viola. Sie bückt sich, und das Shirt rutscht hoch. Einen kurzen Moment sieht man ihren Po.Chantal ruft: „Paula hör jetzt auf hier Krach zu machen. Und ich will heute Abend das rote Halsband von Armin an dir sehen.“ Paula zieht den Staubsauger am Schlauch und das Licht wird etwas dunkler. In dem Moment kommt Viola aus der Tür. Sie hat ein langes Kleid an. Sie sieht aus wie eine Nonne. Ihre Haare sind unter einer Haube versteckt, nur Ihr Gesicht ist sichtbar. Das Kleid glänzt und ist aus Latex. Viola geht langsam und unsicher zur Bar und steht jetzt hinter der Bar. Man sieht, dass sie noch nicht weiß, was zu tun ist. Chantal schaut Viola von oben bis unten an und ihr Gesichtsausdruck hat die Mimik zwischen einem hungrigen Hai und einem Jäger der eine leichte Beute sieht. Mit etwas abgesenkter Stimme flüstert sie zu Viola: „Du siehst ja süß aus …“ Und mit einem aufforderten Unterton: „Komm mach uns mal was Leckeres zum trinken.“Fabienne sieht verwundert aus. Offensichtlich ist sie die Großzügigkeit ihrer Chefin und Freundin nicht gewohnt. Chantal sieht Fabiennes Blick und fügt mit etwas lauterer Stimme hinzu: „Das geht aufs Haus. Mach uns mal einen Büchsenöffner, das hebt die Stimmung.“ Violas weiß nicht, was damit gemeint ist und fragt: „Wo find ich den Büchsenöffner?“Fabienne und Chantal lachen. Paula macht eine abwertende Handbewegung. Chantal sieht zu Paula und nimmt den Gummidildo in die Hand und hebt ihn mit einer drohenden Gebärde wie zum Schlag. Paula zieht etwas den Kopf ein und kichert. Chantal sagt zu Viola: „Pass auf ich zeig´s dir. Du nimmst die Cocktailgläser. Dann füllst du sie zur Hälfte mit 43er. Das ist die bauchige Flasche, die da links steht. Dann nimmst du Büchsenmilch und füllst es etwas auf. Rühr es etwas um.“Sie sieht zu, wie Viola die Gläser vorsichtig füllt. Paula grinst und Fabienne lacht. „Und jetzt tu noch in jedes Glas zwei Eisstücke und fertig ist der Büchsenöffner. Schau dir das im Glas an. Erinnert dich das an was?“Chantal dreht sich zu den anderen um: „So aber jetzt zieht euch alle mal um, damit es gemütlicher wird. Viola macht heute das Fluffgirl und Paula assistiert.

Swatch und Nonnenkleid (von Amélie von Tharach)

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