Nach dem Gymnasium

Meine Geschichte beginnt kurz nach meinem 19. Geburtstag. Ich ging zudieser Zeit noch ins Gymnasium und bislang war ich eigentlich eine recht brave Schülerin gewesen. Doch wie wohl meistens in diesem Alter, begann mein Interesse an der Schule in dem gleichen Maße abzunehmen, wie das am anderen Geschlecht erwachte. Nun, das wäre wohl an sich nichts ungewöhnliches gewesen und ich unterschied mich nicht weiter von den anderen Mädels in meiner Klasse, vielleicht war ich nur etwas schüchterner als die meisten von ihnen. Doch dann trat eine entscheidende Wendung in meinem Leben ein: Mit 17 Jahren lernte ich meinen ersten Freund kennen, Johannes. Wir gingen Händchen haltend durch die Schule und küssten uns, wenn uns niemand beobachtete. Mit ihm hatte ich auch meinen ersten Sex und ich muß gestehen, dass es nicht gerade das berauschende Erlebnis gewesen war, das ich mir vorgestellt hatte. Sicherlich lag es daran, dass es für uns beide das erste Mal war, denn auch Johannes war noch Jungfrau gewesen und so stellten wir uns wohl etwas hilflos an. Dann, nach etwa 10 Monaten endete unsere Beziehung. Johannes hatte ein anderes Mädchen kennen gelernt und so verließ er mich. Ich war schwer getroffen und heulte nächtelang in meinem Zimmer vor Liebeskummer. Immer öfter brachte ich eine schlechte Note nach Hause und es schien fraglich, ob ich die 7. Klasse, in die ich ging, schaffen würde. Schon das Semesterzeugnis hatte mir ein „Nicht genügend“ in Mathematik gebracht und auch in den anderen Fächern glänzte ich nicht gerade. Meine Eltern begannen sich Sorgen zu machen und nach längeren Gesprächen mit mir und meinen Lehrern, beschlossen sie, daß ich Nachhilfe nehmen sollte. Es war beschämend, wenn man bedenkt, welch gute Noten ich bisher gehabt hatte. Doch alles lamentieren half nichts – meine Eltern bestanden darauf. Und so sollte das Unheil seinen Lauf nehmen. Doch bevor ich meine Geschichte weiter erzähle, sollte ich vielleichteinmal mich selbst und auch meine Familie beschreiben. Ich heiße Yasmin und bin 165cm groß. Damals wog ich 50kg. Ich habe blonde, schulterlange Haare und grau-blaue Augen. Mit 18 war mein schlanker Körper schon voll entwickelt. Mein Gewicht war auf die richtigen Stellen verteilt und auf meine vollen, runden Brüste war ich besonders stolz. Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein, paßten sie perfekt zu meiner Figur. Da es mir meine Eltern nicht erlaubten, ging ich nicht oder nur sehr dezent geschminkt außer Haus. Einzig am Abend, wenn ich hie und da in die Disko gehen durfte, schminkte ich mich etwas stärker. Vielleicht hätten sie ja mit sich reden lassen, aber zu der Zeit war ich noch zu brav, als daß ich mir mit ihnen deswegen einen Streit angefangen hätte. Meine Schwester Sophie war das genaue Gegenteil. Sie ist genau zweiJahre jünger als ich, war also damals 17. Seit ich mich erinnern kann, gab es Streit zwischen ihr und unseren Eltern. Im Gegensatz zu mir ließ sie keine Gelegenheit aus, sich gegen sie aufzulehnen. Schon in der zweiten Klasse Gymnasium hatte sie begonnen sich viel zu stark für ihr Alter zu schminken und statt brav ihre Hausaufgaben zu machen, hing sie mit einigen Schulkollegen und später auch mit den Jungs aus der Nachbarschaft ab. Immer wieder gab es daheim Stunk und nicht einmal mußten sie meine Eltern abholen, weil sie zuviel getrunken hatte. Es war kein Wunder, daß sie bereits mit 15 Jahren von einem damals viel älteren Teenager auf einer Toilette entjungfert wurde. Nach der dritten Klasse wechselte sie dann in die Hauptschule und begann danach eine Lehre als Kosmetikerin. Doch so unterschiedlich wir auch waren, wir beide hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Und da waren natürlich auch meine Eltern. Sie waren nicht wirklichstreng, aber beide waren sie sehr bemüht uns zu selbstbewußten, erfolgreichen Frauen zu erziehen. Mein Vater war ein Beamter, während meine Mutter als Sprechstundenhilfe bei einem Frauenarzt arbeitete. Besonders sie wollte, daß wir beide eine glänzende Karriere machen würden, und so traf sie der schulische Mißerfolg meiner Schwester besonders hart. Wir alle wohnten gemeinsam mit unserem Hund Rocky, einem gutmütigen Schäferhundmischling, in einer kleinen aber schmucken und gemütlichen Wohnung, in der ich mir mit meiner Schwester das Zimmer teilte. Doch zurück zu meiner Geschichte. Die Schulglocke schrillte und ichpackte meine Sachen zusammen. Die letzte Unterrichtsstunde war ich nicht mehr wirklich bei der Sache gewesen, denn heute sollte ich die erste Nachhilfestunde haben. Ich fühlte mich unwohl, denn ich empfand es als demütigend, daß ich nun auch zu jenen gehören sollte, die so etwas nötig hatten. Ich eilte in die Garderobe und zog mir meine Schuhe und die leichte Jacke an, denn es war schon recht warm für die Jahreszeit. Dann machte ich mich auf den Weg. Schon daheim hatte ich im Stadtplan nachgesehen und mir die Anfahrt aufgeschrieben. Ich mußte zweimal umsteigen und dann noch ein kleines Stück gehen und so nützte ich die gut eine Stunde Fahrzeit, um mir noch einmal den Unterrichtsstoff durchzulesen. Als ich nach längerer Zeit einmal aufsah und aus dem Fenster der Straßenbahn blickte, war ich doch recht überrascht. Die Gegend war nicht gerade das, was ich gewohnt war. Graue Fassaden und recht schmucklose Häuser. Einzig die grellen Reklamesc***der leuchteten aus der Eintönigkeit heraus. Doch was waren das für Sc***der? Jedes zweite verstand ich nicht. Das muß türkisch sein, dachte ich bei mir. Und dann kam das grell beleuchtete Sc***d mit der Aufschrift SEXSHOP. Ich mußte grinsen, denn meine Eltern hatten sicherlich keine Ahnung, in welche Gegend sie mich da geschickt hatten. Eine ganze Zeitlang schon hatte ich die Umgebung betrachtet, als mir das laute Gemurmel bewusst wurde und so ließ ich meinen Blick in das Innere der Straßenbahn schweifen. Ich mußte zuvor so in mein Buch vertieft gewesen sein, daß mir der Wechsel gar nicht aufgefallen war. Als ich vor etlichen Stationen eingestiegen war, waren es noch meist durchschnittlich bis gut gekleidete Frauen und Männer gewesen, die geschäftig ihren Weg genommen hatten. Doch sie waren inzwischen alle ausgestiegen. Jetzt war der Waggon voll mit dunkelhäutigen jungen Burschen in Jogginghosen und Lederjacken. Auf den Bänken saßen recht vollschlanke Frauen, deren Haar meist unter einem Kopftuch verborgen war. Und nicht wenige von ihnen hatten einen recht üppigen Damenbart. Um sie herum saßen oder tollten dunkelhäutige Kinder. Als ich meinen Blick offensichtlich etwas zu lang auf einer dieser türkischen Mütter ruhen ließ, sah sie mich giftig an und fauchte mich in gebrochen Deutsch an: „Has du Problem, Schlampe?“ Ich zuckte zusammen. Schnell senkte ich wieder meinen Blick undvertiefte mich erneut in mein Buch. So hatte mich noch nie jemand angeredet! Was glaubte sie denn, wer sie war? Nein, ich bin nicht rassistisch, aber gefallen brauchte ich mir wirklich nicht alles zu lassen! So eine Frechheit! Erleichtert atmete ich auf, als meine Station ausgerufen wurde. Schnellpackte ich mein Buch in meinen Rucksack und ging zur Türe. Dabei ruhte der Blick der Türkin auf mir und ich konnte fühlen, wie er mir durch und durch ging. Meine Kopfhaut begann zu kribbeln. Doch ich fühlte auch noch etwas anderes. Ein nervöses Ziehen in meinem Magen, das ich jedoch nicht zu deuten wußte. Endlich hielt der Zug und so schnell ich konnte eilte ich die zwei Stufen hinunter. Ich atmete erleichtert auf, als ich die frische Luft fühlte, die mein Gesicht umstrich und meine Haare flattern ließ. Erst jetzt wurde mir so richtig bewußt, daß es in der Straßenbahn einen recht penetranten Mief gehabt hatte. Es war eine Mischung aus Schweiß und Eßbarem gewesen, wobei der Knoblauchgestank besonders stark hervorgestochen war. Doch das lag jetzt hinter mir und nach einem kurzen Blick zur Orientierung bog ich in eine der Straßen ein. Ich war jung und sportlich und so brauchte ich in meinen Turnschuhen nicht lange, bis ich die zweite Seitengasse erreicht hatte, in die ich einbog. Kurz darauf war ich bei der richtigen Hausnummer angekommen und blieb vor der Eingangstüre stehen. Dann trat ich an die Gegensprechanlage heran und suchte nach dem richtigen Namen. Ich hatte die anderen nur überflogen, doch dennoch war mir aufgefallen, daß sich kaum ein österreichisch klingender darunter befunden hatte. Doch ich achtete nicht weiter darauf, denn nun hatte ich den richtigen gefunden. Noch einmal atmete ich tief durch, dann drückte ich den Knopf der Gegensprechanlage. Ich musste kurz warten, dann quäkte mir auch schon eine Stimme entgegen:Ja? Guten Tag, hier ist Yasmin Zorndorfer. Ich bin hier wegen der Nachhilfebei Herrn Michael Reininger. Bin ich bei Ihnen richtig? Ah, ja, du bist da vollkommen richtig, Yasmin. Komm rauf, dritter Stock,Türnummer 11. Der Lift ist gleich ums Eck. Warte, ich mach dir mal auf., tönte es wieder aus der Gegensprechanlage. Gleich darauf hörte ich das Tröten des Türöffners und ich drückte dieEingangstüre auf. Ich betrat einen etwas dämmrigen Gang und folgte ihm ein paar Meter, bis ich an den Stiegen des Treppenhauses angekommen war. Gleich daneben war die Lifttüre zu sehen. Ich überlegte kurz, doch dann eilte ich die Stufen hinauf. Warum sollte ich auch mit dem Lift fahren? Für mich waren drei lächerliche Stockwerke kein Problem, schon gar nicht in einer Jeanhose und Turnschuhen. Schnell waren die drei Etagen überwunden und ich stand wieder auf einem kleinen Gang. Schon von weitem konnte ich eine offene Wohnungstüre sehen und so eilte ich auf sie zu. Ja, hier war auch die Nummer 11 angebracht. Ich trat ein. Die Wohnung war nicht sonderlich groß und sie sah auch etwas heruntergekommen aus. Besonders das Fensterbrett fiel mir auf, von dem die Farbe schon großteils abgesplittert war. Auch sonst wirkte sie ziemlich abgewohnt. Der Estrich war nicht gerade sehr sauber und an einigen Stellen war er etwas klebrig. Die einstmals weißen Wände, waren gelblich geworden und auch an ihnen war die Farbe teilweise abgebröckelt. Wie konnte man denn nur so wohnen, fragte ich mich. Meine Gedanken wurden unterbrochen, denn aus einem der beiden Zimmer trat ein junger Mann und kam auf mich zu. Er mochte vielleicht so an die 27 Jahre alt sein. Ich war überrascht, hatte ich doch mit einem wesentlich älteren Nachhilfelehrer gerechnet. Guten Tag!, sagte ich und streckte ihm meine rechte Hand entgegen. Hi! Na, ich glaube, wir können uns ruhig duzen. So viel älter als du binich ja nun auch wieder nicht. Ich bin der Michael, oder auch Mike, wenn dir das lieber ist., antwortete er mit einem Lächeln und ergriff meine Hand. Hi, Mike! Und ich bin die Yasmin!, antwortete ich ihm und erwiderte seinLächeln. Keine Frage, Mike gefiel mir auf Anhieb. Komm, gehen wir ins Wohnzimmer, Yasmin., sagte er dann und setzte sichin Bewegung, nachdem er mir aus meiner Jacke geholfen hatte und sie an den Nagel gehängt hatte, der statt einer Garderobe an der Wand hing. Soll ich mir nicht die Schuhe ausziehen, Mike?, fragte ich ihn etwasschüchtern. Mike lachte. Nein, ich glaub nicht dass das notwendig ist. Die ganze Bude ist soabgefuckt, da machst du dir höchstens deine Socken dreckig. Also laß deine Schuhe ruhig an. Ich musste kichern. Sein flotter Spruch sagte mir zu. Irgendwie hob erden Altersunterschied zwischen uns auf. Ich hatte mit einem älteren, verklemmten Mann gerechnet und so war ich positiv überrascht, stattdessen einen jungen und sympathischen Mann anzutreffen. Mike war schon ein paar Schritte vor mir und so folgte ich ihm in das Wohnzimmer. Unbewußt betrachtete ich ihn mir genauer und mir gefiel, was ich sah. Er war recht groß, vielleicht so an die 1,90 und hatte kräftige, breite Schultern, eine schmale Taille und aus dem Poloshirt, dass er trug, hingen zwei muskulöse Arme herab, die leicht vor und zurück schwangen, während er ging. Mike hatte dunkles Haar, das er sehr kurz geschnitten hatte. Als ich hinter ihm her durch das Wohnzimmer ging, sah ich, dass in einem Eck eine rote, schon recht abgerissene Couch stand. Irgendwie ekelte es mich etwas vor dieser Couch, die überall voller Flecken war. Auch das Beistelltischchen davor sah nicht viel besser aus. Zigarettenkippen waren aus dem übervollen Aschenbecher auf den Tisch gefallen und lagen nun auf der Platte herum, dazwischen Asche. Ich folgte Mike weiter und wir kamen in die Küche, die ebenfalls recht abgewohnt wirkte. Eine große Eckbank stand darinnen und rahmte zwei Seiten eines großen hölzernen Tisches ein. An den beiden freien Seiten standen drei Sessel. Mike steuerte auf den Tisch zu, dann machte er eine einladende Handbewegung und sah mich auffordernd an. Ich nickte und setzte mich auf einem der Sessel nieder. Willst du vielleicht etwas trinken?, fragte er mich dann. Ja, gerne Mike. Hättest du vielleicht ein Glas Mineralwasser für mich? Klar, kein Problem. Du kannst ja inzwischen schon mal deine Sachenauspacken., sagte er und ging auf den altmodischen Kühlschrank zu. Kurz darauf kam er mit einem Glas Mineralwasser zurück und stellte es vor mir auf den Tisch. Dann setzte er sich. So, na dann sehen wir uns mal an, wobei du meine Hilfe brauchst., sagteer und nahm eines der Bücher zur Hand. Beide beugten wir uns darüber und meine Nachhilfestunde begann. Als ich zwei Stunden später nach Hause fuhr, gingen meine Gedanken immerwieder zu Michael zurück. Ich musste daran denken, wie er meine Hand mit der seinen berührt hatte und wie mir ein wohliger Schauer über meinen Rücken gelaufen war. Immer wieder hatte ich verstohlen seine Hand berührt und er hatte nichts dagegen gehabt. Ich glaubte, ich hatte mich etwas in ihn verschaut. Er war einfach ganz etwas anderes, als die jungen Burschen in meiner Klasse. Michael, oder auch Mike, war ein richtiger Mann, zwar ein junger, aber doch ein richtiger Mann. Als ich daheim ankam, wollten meine Eltern natürlich wissen, wie esgewesen war. Ich erzählte es ihnen, aber verschwieg, in welch heruntergekommener Wohnung Mike hauste. Auch wie die Gegend aussah behielt ich für mich, ebenso wie Michaels Alter. Er war 28 Jahre alt, wie er mir kurz vor unserer Verabschiedung gesagt hatte. Überhaupt waren wir gegen Ende ins Plaudern gekommen und so hatte ich erfahren, dass er Medizin studierte, aber nicht so recht weiterkam. Da er nicht gerade im Geld schwamm, hatte er sich diese billige Wohnung genommen und lebte von kleineren Jobs, sowie von der Nachhilfe, die er gab. Ich selbst hatte ihm etwas von mir erzählt, von meinem Leben, meiner Familie und natürlich hatte ich auch erwähnt, dass ich im Moment solo war. Ich bin mir nicht sicher, aber ich bildete mir ein, dass ich ein freudiges Aufblitzen in Mikes Augen gesehen hatte. Nach dem Abendessen sahen meine Schwester und ich noch etwas fern. Dochich war nicht wirklich bei der Sache. Der Film lief an mir vorbei, ohne dass ich ihm so richtig folgte. Meine Gedanken waren bei Mike. Ich konnte die berühmten Schmetterlinge im Bauch fühlen. Da ich gerne alleine sein wollte, ging ich schon früh ins Bett, wo ich vor mich hinträumte. Meine Schwester kam nach einiger Zeit nach und wollte mit mir plaudern, doch ich war so wortkarg, dass sie es bald aufgab. Bald darauf schlief ich ein.

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