Geteilte Welten Kapitel 16 – Aussprachen

AussprachenPünktlich um viertel vor sechs betrat er die Villa seiner Eltern. Margret nahm ihm das Kleid ab, und er ging in sein Zimmer, um sich umzuziehen. Am Abendbrottisch ergriff Tims Vater das Wort: „Mein Sohn, wir müssen reden“ begann er. ‚Oh, Oh’, dachte Tim, ‚das hört sich nicht gut an’. Albert von Hochbergen fuhr fort: „Seit dem letzten Wochenende hast Du Dich irgendwie verändert. Du bist kaum zuhause, und wenn, verkriechst Du Dich gleich in Deinem Zimmer. Ich habe auch noch nicht bemerkt, dass Du Dich hinsetzt und lernst. Hast Du schon vergessen, was wir vereinbart haben?“ „Nein Paps, das habe ich nicht vergessen“, antwortete Tim mürrisch. „Was ist los mit Dir? Irgendetwas stimmt doch nicht?“ fragte nun seine Mutter. Was sollte Tim darauf antworten? Dass er schwul ist? Dass er sich unsterblich in Marko verliebt hat? Nee – no Chance. Was also sonst? Irgendwie fiel ihm nichts ein, was halbwegs plausibel klingen würde. Also schwieg er. „Hallo! Erde an Tim – ich spreche mit Dir!“ rief sein Vater wieder und stupste ihn an. „Was ist los? Wir machen uns Sorgen, verstehst Du das? Vertraust Du noch nicht einmal mehr Deinen Eltern?“„Ich kann es euch nicht sagen“, rief Tim aus; er war verzweifelt, weil er nicht wusste, was er seinem Vater antworten könnte. „ich hatte ein geiles Weekend, sonst nix!“ „Du sollst hier nicht so reden, das habe ich Dir schon ein paar Mal gesagt!“ Tims Vater verlor ein Wenig die Beherrschung. Da schaltete sich erneut seine Frau ein. „Bleib ruhig, Albert“, lass doch den Jungen. Du merkst doch, dass Du jetzt nichts aus ihm heraus-bekommst. Er wird schon irgendwann von selbst zu uns kommen!“ Albert von Hoch-bergen erhob sich vom Tisch und ging wortlos in sein Arbeitszimmer. Tims Mutter ergriff quer über den Tisch Tims Hände. „Timi, was ist los?“ fragte sie besorgt. „Magst Du es mir sagen?“ Tim schüttelte energisch den Kopf. „Ich – wir waren bei Willy, wir hatten etwas zu besprechen. Mehr war nicht.“ Ungläubig schaute seine Mutter ihn an – das nahm sie ihm so nicht ab. „Gibt es da Jemanden, von dem wir nichts wissen?“ Du hast Dich an diesem Wochenende so verändert! Gibt es etwas worüber Du reden möchtest? Hast Du Sorgen? Hast Du etwas angestellt?“ „Nein, Mom, es ist wirklich alles in Ordnung! Und jetzt lass mich bitte!“ Das Telefon schellte. Das Display an der Basisstation zeigte an, dass der Anschluss in Tims Zimmer angerufen wurde. Tim checkte die angezeigte Rufnummer – es war Marko! „Das ist für mich – einer meiner Freunde“, sagte Tim in einem möglichst gleichgültig klingenden Ton, „bestimmt hat er noch eine Frage oder so.“ Damit stand er auf und lief die Treppe hinauf. Hoffentlich legt Marko jetzt nicht auf! Tim stürzte in sein Zimmer – doch als er abnahm, hatte Marko gerade aufgelegt. Mist! Und jetzt? Sollte er zurückrufen? Oder lieber abwarten? Tim wusste ja nicht, wie es gerade bei Marko zuhause aussah; ob er selbst an den Apparat gehen würde oder seine Eltern, und ob sie sich nicht verraten würden. Aber wenn er sich jetzt nicht meldet, was denkt Marko dann von ihm? Würde er falsche Schlüsse ziehen? Tim rief den letzten Anruf auf; es erschien Markos Nummer, und drückte auf die Verbindungs-Taste. Sorgfältig schloss er noch schnell die Zimmertür, bevor er sich auf sein Bett fallen ließ. Es schellte nur ein Mal, bis Marko sich meldete. „Hi mein Schatz, warum bist Du vorhin nicht dran gegangen?“ „Ich hatte noch ein Gespräch mit meinen Eltern; null Chance, ans Telefon zu gehen. Sie haben mir quälende Fragen gestellt – ich glaube, sie haben was gemerkt!“ „Hast Du…?“ begann Marko. „Nein, natürlich nicht! Aber es war gar nicht so einfach, sich da raus zu winden!“ unterbrach ihn Tim. „Ach Marko, ich halte das nicht mehr lange aus! Wie soll das bloß weitergehen mit uns?“ „Süßer, mach Dir nicht so viel Kopf. Dank Willy und seinen Eltern können wir uns ja jetzt im „Nest“ treffen, ohne dass es einer mitbekommt.“ „Jo, ist echt super, aber das ist doch auf Dauer keine Lösung!“ „Na toll, und wie willst Du es Deinen Eltern sagen? Einfach hingehen und sagen: ‚Mama, Papa, ich bin schwul!’?“ „Nee, bestimmt nicht!“ „Na, siehste! Wir sind doch auch erst seit zwei Tagen zusammen, nun warte erstmal ab! Unseren Eltern können wir es doch immer noch sagen!“ Irgendwie klang das vernünftig – und doch würde Tim es am Liebsten sofort rausposaunen. Er war ungeduldig, und hatte nichts Anderes im Sinn, als dieses schöne Gefühl sofort mit möglichst vielen zu teilen. Marko war da etwas besonnener; er sah die Situation ziemlich realistisch, trotz all der wild flatternden Schmetterlinge in seinem Bauch. Aber genau das brachte Tim auf die Palme. Er wollte nicht verstehen, dass Marko nicht so dachte wie er. „Sehen wir uns morgen?“ fragte Marko. „Nee, morgen geht gar nicht! Ich habe Schule bis um vier, und morgen Abend haben meine Eltern Gäste, da muss ich mal wieder „braver Sohn des Hauses“ spielen“. „Sch…aaade“ entfuhr es Marko. „Finde ich auch, ist aber nicht zu ändern“, antwortete Tim, „aber ich habe noch was für Dich! Ist Dein Compi an?“ „`Türlich!“ „Dann bleib mal kurz dran!“ Tim legte das Telefon auf sein Bett, schnappte sich seinen Laptop und suchte noch mal nach dem Bild. Aha, da isses! Er rief das Mail-Programm auf, tippte Markos Adresse ein und hängte das Bild an. Ins Textfeld tippte er in dicken, großen Buch-staben: ICH LIEBE DICH!. Dann schickte er die Mail ab. Er nahm das Telefon wieder auf, und sagte nur knapp: „Du hast Post in 20, 15, 10,… jetzt!“ „Moment“ hörte er vom anderen Ende. Marko öffnete wohl gerade die elektronische Post. „Danke mein Süßer, jetzt habe ich Dich immer bei mir, auch wenn Du nicht da bist! Ich liebe Dich auch!“ Tim strahlte. „Ich habe mir das Bild ausgedruckt – es liegt in der obersten Schublade meines Nachtschränkchens; jeden Abend und jeden Morgen hole ich es heraus und schaue Dich an. Am Liebsten würde ich es in einem schönen Rahmen aufstellen!“Plötzlich erinnerte sich Tim und erschrak: Das Bild! Wo ist es? Sollte es jemand gefunden haben, während er in der Schule oder bei Marko war? Auf dem Nachtschränkchen lag es schon mal nicht…. Tim hob seine Bettdecke an; nein, hier im Bett lag es auch nicht. „Was machst Du da, Timi – Schatz? Das hört sich ja an, als ob Du Deine Bude auf den Kopf stellst!“ hörte er Markos Stimme durchs Telefon. „Ich suche nur was, habs gleich!“ Er öffnete die Schublade – puuuh! Alles in Ordnung! Er ließ sich wieder auf die Matratze fallen. „Wann sehen wir uns wieder?“ wollte Marko wissen. „Sobald es geht“. Timi flüsterte nur noch, denn er war auf einmal hundemüde. „Ich rufe Dich morgen an, ok?“ Er sprach immer langsamer. „Ok, ich warte drauf. Aber Du schläfst ja fast ein – ich glaube, wir sollten jetzt auflegen. Gute Nacht, mein Schatz! Schlaf schön und träume was Süßes!“ Marko hauchte noch einen Kuss durchs Telefon, doch das nahm Tim kaum noch wahr. „Gute…Nacht“ flüsterte er in den Hörer – und war eingeschlafen.

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