Das Mysterium der Peitsche – erstes Kapitel

Das Haus des FaunsIch bin neunzehn. Nie haben meine Eltern oder irgend jemand anders mich geschlagen. Ich habe nie einen Ledergürtel auf meinen nackten Hintern klatschen gefühlt, auch nicht den stechenden Schmerz eines Rohrstocks. Aber in meiner Phantasie will ich es. Ich denke zumindest, dass ich es will, doch Phantasie und Realität sind zwei paar Schuhe.Der Junge auf dem Bild ist nackt. Seine Hände sind über seinem Kopf zusammen gebunden. Die Fesseln befestigen ihn an einem stabilen Haken am oberen Ende eines Holzpfahls, gegen den er mit der Brust lehnt. Sein Körper ist gestreckt. Nur seine Zehen berühren den Boden. Hinter ihm steht eine große Gestalt mit nacktem Oberkörper, schwellender Brust und angespannten Armmuskeln. Er schwingt eine geflochtene Lederpeitsche, die bereits zwei parallele, rote Streifen von der rechten Schulter des Jungen zu seiner linken Hüfte in seine reine, zarte Haut geäzt hat.Der Rücken des Jungen beugt sich in der unmittelbaren Nackwirkung des zweiten Peitschenhiebs. Sein Bauch ist gegen den Pfahl gepresst. Seine Zehen graben sich in den staubigen Dreck am Boden. Seine Schultern sind zurück geworfen und sein Gesicht mit fest geschlossenen Augen zum Himmel gerichtet.Was mich jedoch am meisten an dem Bild fasziniert ist sein Gesichtsausdruck. Das Bild scheint tatsächlich nicht inszeniert, sondern real zu sein. Deshalb müssen es seine wirklichen Gefühle sein, die ich in seinen jungen Gesichtszügen sehe. Schmerz, ja natürlich, aber da ist unübersehbar mehr als das. Seine Miene drückt aus, dass er etwas weiß, was andere Jungs nicht wissen. Ein Mysterium.Der Mann hält seine Peitsche selbstsicher hoch über seiner Schulter. Er ist bereit, dem Jungen einen dritten Hieb auf das verletztliche Fleisch zu versetzen.In seiner Miene steht wilde Lust und intensive Konzentration. Die Beule in der Front seiner engen Jeans ist unmissverständlich. In seinem Gesicht erkennt man, dass er den nächsten Schlag ebenso kraftvoll ausführen wird wie die vorherigen.Ich kann meinen Blick von dem Bild auf dem Bildschirm meines Notebooks nicht losreißen. Meine Hand schließt sich um meine pulsierende Erektion zur Faust. Ganz langsam, um nicht sofort zu spritzen, bewege ich sie massierend auf und ab. Ich identifiziere mich mit dem Jungen auf dem Screen, sehe und fühle mich selbst den Peitschenhieben ausgesetzt. Ich warte auf den nächsten, brennenden Hieb. Und dann? Die Vorstellungskraft übernimmt mein Bewusstsein. Ich winde mich und bocke, fühle Schlag um Schlag in meinem fiebrigen Tagtraum, bis ich endlich mit einer gewaltigen Explosion meiner Lustsahne zu einem ungeheuren Orgasmus komme.Ich drucke das Bild aus und starre auf die zwei Personen auf dem Papier. Der Junge, eingefroren in andauernder Reaktion auf die Peitsche, für immer und ewig den nächsten Schlag erwartend, während der Mann auf Dauer bereit für den nächsten Hieb mit der Peitsche in der Hand steht. Ich falte das Blatt zusammen und stecke es hinter meinen Führerschein in mein Portemonnaie.Ich bin neunzehn, und ich habe noch nie die Peitsche gefühlt. Aber ich denke, ich will es!* * *Es ist Sommer. Ich habe mein Abitur hinter mir und reise vor Beginn des Studiums auf Goethes Spuren durch Italien. Ich genieße eine Mischung aus wunderbarem Essen, Sonnenschein und kulturellen Höhepunkten, sehe Michelangelos Statuen in Florenz und wunderbare Bauten in Rom. Danach geht es weiter in Richtung Süden.An einem klaren Morgen bezahle ich den Eintritt am Tor von Pompeii. Die Sonne hat schon Kraft, als ich aufbreche, um die Ausgrabungen der Bauwerke der ehemalien Stadt zu erforschen. Im Jahre 79 war der Vesuv ausgebrochen und hatte die Stadt unter Asche begraben. Gifige Gase und große Hitze töteten die meisten Einwohner, bevor sie die Chance hatten zu fliehen. Die ausgerabenen Ruinen zeigen ein erstaunliches Bild einer römischen Stadt, in deren Häuser man schauen oder durch sie gehen kann. Ich bin im Haus des Fauns als ich ihn zum ersten Mal sehe. Ich stehe allein im Atrium und bewundere die Nachbildung der Bronzestatue eines tanzenden Fauns, die dem Haus seinen Namen gegeben hat. Ich folge mit den Augen den eleganten, sinnlichen Kurven der männlichen Figur und spüre ihre latente, unterschwellige Sexualität, als er von der gegenüberliegenden Seite herein kommt. Er hat schwarze Lederhosen an, mit einem breiten Ledergürtel am Bund. Seine schwarze Baumwoll-Weste erreicht kaum seine Taille, so dass ein schmaler Streifen nackter, sonnenbrauner Haut sichtbar wird. Seine Schultern sind unbekleidet, gebräunt und muskulös. Schwarze Augen glühen in einem dunkelhäutigen Gesicht. Sein schwarzes, glänzendes Haar ist kurz geschnitten. Kurze Stoppeln auf seinem Kinn geben ihm ein irgendwie bedrohliches, herrisches Aussehen. Verdammt! Ich bin immer anfällig für die Reize eines herrisch aussehenden, jungen Typen. Genauso stelle ich mir den Mann vor, der mir seinen Gürtel, den Rohrstock oder die Peitsche über die zuckenden Arschbacken zieht. Ich starre dieses superbe Exemplar dominanter Männlichkeit an. Er muss es bemerken, aber er geht langsam um die Bronzestatue und bewundert sie aus allen Blickwinkeln. Ich nehme die Gelegenheit wahr, stehe im Schatten und bewundere den jungen, herumwandernden Gott aus allen Blickwinkeln.„Wunderbar gemacht, nicht wahr?” spreche ich ihn an, als er näher kommt.Ich habe die Hoffung ihn kennen zu lernen. Er hält vor mir an und nickt.„Verdammt phantastisch.”Ich liebe seine Stimme und seine Ausdrucksweise.„So einen Körperbau und solche Muskeln hätte ich auch gerne”, sage ich, um das gespräch in Gang zu halten.Der junge Mann mit schwarzer Lederhose mustert mich kritisch.„So schlecht bist du doch garnicht gebaut, Junge. Trainierst du?”„Ja, aber vor dem Abitur habe ich es etwas vernachlässigt”, murmele ich.Nun grinst er mich an.„Junge, du brauchst einen Trainer im Nacken. Einen ganz strikten mit einer Peitsche in der Hand. Nach ein paar scharfen Hieben kommst du ganz schnell besser in Form.”Erstaunlich. Kann er Gedanken lesen? Sieht man es mir an?„Ähhh…ja”, antworte ich und werde nervös. Nicht zuletzt, weil mein Schwanz plötzlich zügellos sein Eigenleben bekommt. „Ich denke, das könnte funktionieren.”Der Kerl erkennt mein unbehagliches Problem und grinst. Hinweisend ruht sein Blick sekundenlang auf der Beule in meinen Shorts.„Oh, ich bin sicher, die Peitsche würde funktionieren, Junge. Du sieht aus wie einer, der das Mysterium der Schmerzen erkunden und finden könnte.”Mit dieser rätselhaften Erklärung verlässt er das Haus.Kurze Zeit verhindert meine Erektion, dass ich aus dem Haus gehe und ihn verfolge. Als ich es tue, ist die schmale Straße voll Touristen, so dass ich nicht sehen kann, wohin er gegangen ist. Da war eine gewisse Art von Einladung in seinen rätselhaften Worten. Zudem bringt mich mein Interesse an ihm und der Peitsche dazu, ihn eine halbe Stunde lang in der Menge zu suchen. Vergeblich. ich habe ihn verloren. Für immer?

Das Mysterium der Peitsche – erstes Kapitel

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