Hallo, mein Name ist Julia. Ich trage eine Geschichte seit Jahren mit mir rum, die ich bislang niemandem erzählt habe. Doch nach Jahren der Verschwiegenheit, möchte ich sie DIR erzählen: Es war ein dunkler Freitag Sommerabend, als ich durch die Straßen einer einsamen Stadt fuhr. Meine Freundin rief mich vor knapp einer Stunde an, ob ich sie nicht besuchen kommen möchte, da sie sich alleine fühlte. Ihr Mann war Anwalt und recht berühmt für seine gelösten Fälle. Doch er plagte sich seit Jahren mit dem grausamen Krebs herum und verstarb vor einigen Wochen. Es war ein Schock für Julia, ihn eines morgens neben sich liegen zu sehen. Die Augen weit offen und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Wir sprachen nächtelang über ihre Gefühle. Doch sie hielt diese anhaltende Einsamkeit in ihrem dreistöckigem Haus einfach nicht mehr aus. Da wir uns seit der Schulzeit kannten und einander die intimsten Geheimnisse preisgaben; wir immer ein offenes Ohr füreinander hatten, konnte ich nicht „Nein“ sagen und entschloss mich kurzerhand zu ihr zu fahren. Doch es sollte in dieser Nacht anders kommen, als geplant.Ich fuhr gemütlich die Abkürzung durch eine nahegelegene Waldgegend, hatte das Radio leise nebenher eingeschaltet und lauschte den Klängen einer Ambient- Synthie Pop Sendung mit schönen Klangmelodien, als eine dumpfe Männerstimme die romantische Stimmung unterbrach: Es ist 1 Uhr nachts und Sie hören die Nachtichten auf 93.2. – Die allgemeinen Nachrichten sausten schallend an mir vorbei. Jedoch nicht die Wetteraussichten, die alles andere als freudig klangen. Gewitter und starke Regenschauer. Oh, nein! Wieso denn nur so ein Scheiß!? Als reichten die letzten Tage nicht, die es schon geregnet hatte und ausgerechnet auch noch in dieser Nacht. Das hieß also: Vorsichtig fahren und da passierte es.Der Wagen wurde langsamer und langsamer. Ich stand plötzlich auf einer einsamen Straße, irgendwo im Niergendwo, zwischen Bäumen und Wiesen. Hektisch drehte ich die Wagenschlüssel nochmal um. Motor sprinmg an! Verdammt nochmal! Ich haute mit voller Wucht auf das Lenkrad. Das kann doch nicht wahr sein! Dabei fiel mein Blick auf die Tankanzeige. Der Zeiger stand nicht auf Reserve, sondern komplett auf Null und ausgerechnet heute, habe ich meinen Ersatzkanister zu Hause gelassen, weil er nicht mehr ins Auto passte, nachdem ich die ganzen Klamotten für drei Wochen in meinen Kleinwagen gepackt hatte. Ich schaute auf mein Handy und rief Google Maps auf. Die Ansichtverriet mir, dass die nächste Haltestelle ca. 40km entfernt sei. Wütend riss ich die Türe auf und tart mehrmals gegen die Reifen. „Das kann doch alles nicht wahr sein! Da ist man einmal spontan und schon passiert einem nur Mist!“, rief ich gegen den aufkommenden Wind, der mir kalt ins Gesicht wehte. „Und jetzt auch noch dieser verdammte Wind! Wenn das Unwetter gleich hier auftaucht, habe ich auch nichts davon. Nun kann ich also darauf warten, dass mir eine nette Person aushilft und ich den Wagen wieder starten kann. Das kann sich in dieser Gegend also noch um Stunden handeln.“ Also wählte ich die Nummer meiner Freundin und wollte ihr Bescheid geben, dass ich diese Nacht wohl nicht ankomme. Doch als ich auf den Wahlknopf drücke, piepste es anhaltend.“Das nicht auch noch!“ – Es gab keinen Empfang. Es piepste lediglich. Heute war nicht mein Tag. Ich hätte es vielleicht doch ruhiger angehen sollen, aber ich blöde Kuh, musste ja unbedacht drauflos fahren. Wie es manchmal meine Art ist. Nur meine Arbeitskleidung hing ordentlich am Haltegriff am Rücksitz. „Na, klasse!“Dabei bin ich kurzerhand aus dem Bett gesprungen, band mir ein Gummi um die langen Haare und habe mir eigentlich nur schnell ein Sommerkleid übergeworfen. Zog mir einen dünnen Slip an und das war es auch schon. Deshalb frohr ich auch recht schnell, als ein kalter Windzug nach dem anderen folgte. Eigentlich wollte ich gerade in das Auto einsteigen, als mir ein helles Licht zwischen den engmaschig stehenden Bäumen auffiel. „Vielleicht ist ja doch ein kleiner Ort dort, den Google Maps nicht auflistet?“, fragte ich mich, „Vielleicht kann mir ja doch noch jemand helfen.“Was blieb mir also anderes übrig als nachzusehen? Ich packte mein mobiles Telefon also ins Handschubfach meines Wagens, schloss es schnell zu, packte mir die Jacke des Anzugs und drückte auf das Abschließsymbol meiner Fernbedienung. Verkrampft hielt ich die Autoschlüssel engumklammert in meiner rechten Hand, bis ich sie in die Tasche der schwarzen Jacke gleiten ließ. während ich mich auf den Weg Richtung Osten machte. Die Strumpfhose hielt den Wind kaum ab und die hochackigen Schuhe ließen genug Platz für einen kalten WIndzug zwischen den Zehen. „Wenigstens habe ich mir noch die Finger- und Fußnägel am Abend davor geschnitten“, dachte ich laut. Doch es gab keine andere Möglichkeit. Ich musste dem Licht folgen. Es war jedenfalls besser als nur starr durch die Windschutzscheibe zu schauen und darauf zu hoffen, dass mich nach Stunden jemand entdecken würde. Also stapfte ich über den steinigen Weg, der mich in den Wald führte. Manchmal sah ich zum Mond hinauf, der mir mit seinem fahlen Licht ein wenig den Weg wies. >> Du läßt mich heute hoffentlich nicht im Stich, alter Freund. <<, lächelte ich.Dabei fuhr ich mir durchs Haar und strich mir die blonde Strähne aus dem Auge. Trotz des immer stärker werdenden Windes, kämpfte ich mich durch die dunkle Baumwelt. So langsam fing es an zu regnen und ich schüttelte entsetzt den Kopf: "Hoffentlich werde ich deshalb nicht noch krank."Der Regen wurde immer stärker und legte sich auf meine Kleidung, die meinen Körper eng umschloss. Während Regen und Wind immer stärker wurden, peitschte er mir um die Ohren und ich sprach laut zu mir selbst: >> Da hätte ich vielleicht doch besser im Auto warten können. So komme ich doch kaum voran. Aber jetzt zurücklaufen wäre wohl ein noch dümmerer Gedanke, außerdem scheint das Licht näher zu kommen. < Ansichten: 911 Hinzugefügt: 6 Jahren vor